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Besprechungen, die wir mit maßgebenden Persönlichkeiten aus allen be—
teiligten Kreisen gehabt haben, ist uns überall die Ansicht entgegengetreten,
daß unsre Steuerskala noch viel zu niedrig sei; sie müsse so hoch gestellt
werden, daß sie auf der einen Seite das erstrebte Ziel, die Stärkung des
Klein- und Mittelbetriebes, auch sicher erreiche, und daß sie zum andern
auch dem Staat als ein wünschenswertes finanzielles Objekt erscheine.
Im vorigen Jahre waren wir überhaupt nicht in der Lage, Ihnen
über Erfolge“ auf volkswirtschaftlichem Gebiet, zu berichten. In diesem
Jahre liegt das günstiger. Wir haben zwar bisher nicht vermocht, das
Reich zu bewegen, den Identitätsnachweis für auszuführendes Getreide
wieder einzuführen und dadurch die erheblichen Schädigungen zu beseitigen,
die unsre Kollegen namentlich in Norddeutschland durch die Ausfuhr des
heimischen Getreides erleiden. Wir haben auch nicht feststellen können,
daß die Regierung Anstalten macht, bei den schwebenden Handelsvertrags—
verhandlungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika die deutschen
Müllereiinteressen mehr zu wahren, als dies bei den früheren Verträgen
geschehen ist.
Andrerseits aber ist es erreicht, daß der zollfreie Grenzverkehr, der
so lange Jahre und so viele unsrer Kollegen geschädigt hat, in erträg—
lichere Bahnen gelenkt ist, und daß von der fortschreitenden Entwicklung
dieser Angelegenheit mit der Zeit eine vollständige Beseitigung der
Schwierigkeiten zu erwarten steht.
Wir haben es ferner vermocht, denjenigen Bestrebungen erfolgreich
entgegenzutreten, die dahin gingen, den Städten das Recht der örtlichen
Steuern auf Nahrungsmittel zu erhalten. Der Reichstag hat auf unsre
Eingabe hin gegen solche Bestrebungen auf das schärfste Stellung genommen.
Wir waren auch in der Lage, erfolgreich mitzuarbeiten an dem Zu—
standekommen internationaler Getreideverträge, die dem deutschen Müller
und Händler die Zufuhr guten ausländischen Getreides unter angemessenen
Bedingungen und mit der Maßgabe sichern, daß etwaige Streitigkeiten
oon deutschen Schiedsgerichten entschieden werden. Viel Schwierigkeiten
aus Anlaß des Inkrafttretens der neuen Handelsverträge verursacht die
Einfuhr der Gerste und ihre Unterscheidung in Malz- und andere Gerste.
Es bestand die große Befürchtung, daß die von der Regierung und ein—
zelnen Privaten in Aussicht genommene Denaturierung der Futtergerste
auf mechanischem Wege durch Zerschneiden der Körner und ähnliche Mittel
den deutschen Müllern, die sich mit der Herstellung von Gerstenschrot usw.
bdeschäftigen, eine unerträgliche Schädigung bereitet würde. Nunmehr hat
die Firma Siemens & Halske einen Apparat fertiggestellt, der die
Gerste sicher denaturiert, indem er die Keim- und damit die Malzfähigkeit
gänzlich zerstörtt, ohne das Körnchen mechanisch zu verletzen. Das Ver—
fahren besteht aus zwei Teilen. Einmal wird die Gerste unter Luft—
abschluß erhitzt, ohne daß sich ihre Beschaffenheit ändert, insbesondere ohne
daß eine Dextrinbildung stattfindet, und ferner wird durch Einwirkung
von Elektrizität die Keimfähigkeit ertötet. Vom müllerischen Standpunkt
aus ist der Apparat durchaus zu begrüßen, und wir dürfen es uns zum
Verdienst anrechnen, daß unser Verband im Verein mit unserer Versuchs—
anstalt zu diesem Ergebnis beigetragen hat.