Volltext: Zu Nürnberg

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„Gott bewahre mich vor solcher Überspanntheit“ — rief 
der Buchhalter förmlich entsetzt. „Du verlierst noch den Verstand 
vor lauter Musik und Margarethe.“ — — 
Der ersehnte und zugleich gefürchtete Abend war da. 
Willibald kam sich inmitten der glänzenden Gesellschaft wie ver— 
zaubert vor. Ihm schwindelte förmlich vor dem entfalteten 
Cuxus; erstaunt glitt sein Auge über die reichen Gewänder 
der Junker und schönen Frauen und er selbst kam sich herzlich 
armselig vor in seinem schlichten Wams. Mehr und mehr fühlte 
er sich auch bedrückt, denn es waren viel ritterliche Junker und 
angesehene Kaufherrn da, die sich augenfällig um Margarethens 
Gunst bewarben. Namentlich einer, ein reicher und stattlicher 
Kaufmann aus Köln, wich nicht von der Seite der Jungfrau 
und zeichnete sie vor allen aus. Wie sollte er, Willibald, gegen 
diese aufkommen?) Waren seine Träume und Hoffnungen nicht 
allzu kühn, allzu phantastisch? Seine freudige Zuversicht schwand; 
rast unausführbar kam ihm vor, was ihm vor ein paar Stunden 
noch so leicht zu verwirklichen schien. 
Und Margarethe? Auch sie war heute nicht so, wie sie 
ihm im Alltagsleben erschienen. Kein verstohlener süßer Blick 
als Antwort auf seine stumme Anbetung — kein freundliches 
Wort, wie sonst wohl im Flur und auf der Treppe. Mit seltsam 
schmerzlichem Blick hatte sie ihn begrüßt — dann wich sie ihm 
aus. Sie schien ihm auch blaß und nur gezwungen bheiter 
was bedeutete das Alles? 
Der Hausherr trat an den still und schüchtern Dasitzenden 
heran. 
„So nachdenklich, Müntzer, und so ernst, wo Alles heiter 
ist? Wie wär's, wenn Ihr jetzt spieltet, noch vor dem Mahl?“ 
„Wie Ihr wünschet, Herr, ich stehe zu Diensten.“ Und 
dann stand er plötzlich inmitten des Saales, umringt von der 
ganzen Gesellschaft und setzte zagend den Bogen an. Sein Blick 
suchte Margarethe — traurig lächelnd nickte sie ihm zu. Sie 
glaubte wohl nicht an seinen Sieg. Aber sie sollte lernen, an
	        
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