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gesehen — wer sonst als er konnte der Mörder sein? Das
Schicksal nahm seinen Lauf.
Der armen jungen Braut traurige Befürchtungen sollten
—
Graf Walther von Truhending, der stolz und finster jede
Auskunft verweigerte, wurde gefoltert, mit der ganzen verruchten
Grausamkeit jener Zeit suchte man ihm das Geständnis seiner
Schuld durch unerhörte körperliche Qualen abzutrotzen. Aber
sein Mund blieb geschlossen. Er wußte, bevor man zu den
höchsten Graden der Folter schreiten würde, hatte der barmherzige
Gott ihn erlöst. Er haätte sich seit Tagen des Essens und
Trinkens enthalten und dies, im Verein mit den erduldeten
Seelenqualen hatte seinen Körper bereits auf's Äußerste geschwächt.
Nach einem stillen Gebete und einem letzten sehnsüchtigen
Gedenken seiner armen holdseligen Braut, hauchte der Unglück—
liche dann auch unter gräßlichenm Martern sein junges Leben aus.
Er wurde als verstockter Verbrecher ohne kirchliche Ehren
begraben, während man den Selbstmörder Gottfried von Lidebach
mit allem Pomp, den Stand und Würde erforderten, bestattet hatte.
Irmtraut von der Falkenburg aber suchte, gebrochen an
Leib und Seele, den verlornen Herzensfrieden im Reuerinnen—
kloster zu Engelthal. Dort wurde auch ihre sterbliche Bülle,
nit Myrthe und Schleier geschmückt, zwei Jahre später zur
ewigen Ruhe gebettet.