— II. Die Festtage 64
Die Festvorstellung wurde durch die Ouverture zum
„Freischütz“ eingeleitet, die unter der Direktion des Kapellmeisters
Krug-Waldsee eine vorzügliche Wiedergabe fand. Ihr schloß
sich, aus einem Vorspiel und dem zweiaktigen Lebensbild
hestehend, das Festschauspiel „Hans Sachs“ von Rud. Genée an.
Das Vorspiel eröffnet der Ehrenhold (Herold) ganz in
der Tracht, wie er in den Hans Sachsischen Stücken auftrat,
gekleidet in den Wappenrock des Herolds, auf dem Kopf das
Barett mit der wallenden Feder und in der Hand den Herolds—
stab. Er wendet sich an das Publikum mit folgenden Worten:
Seid allesamt willkommen heut
Zu unserm Spiel, ihr lieben Leut',
Als ehrenwert' und liebe Gäst
Zu eines Dichters Wiegenfest.
Ich sag's Euch, so ihr's wissen wollt,
Daß ich hier komm' als Ehrenhold,
Der zu des alten Dichters Zeiten
Ihn als Erklärer thät begleiten.
Zwar sind es schon vierhundert Jahr,
Seitdem Hans Sachs geboren war,
Doch um so größer ist darum
Des alten, braven Dichters Ruhm,
Weil er so lang sich hat bewährt,
Daß man noch heut so hoch ihn ehrt.
Zwar manches ist an seinem Kleid
Nicht modisch mehr in unsrer Zeit;
Doch nicht des Kleides Schnitt und Pracht
Ist's, was den Dichter lieb uns macht.
Heil ihm! Der aus dem Handwerksstand
Den Weg auch zum Parnassus fand
Und schritt auf selbstgemachten Sohlen,
Sich dort den Ruhmeskranz zu holen,
Der auch noch heute frisch und grün.
Was war's, das ihn gemacht so kühn
Was war's, das zum Trotz der Zeit
Und seiner Unbeständigkeit,
Trotz allem Staub und Rost des Atten
Ihn uns noch siegreich hat erhalten?