Volltext: error

10 
Drei Monate waren seit Heinrich's Flucht aus des Pathen 
hause vergangen. Herr Stein wartete noch immer auf die 
Rückkehr des Neffen. Die Baarmittel, über welche Heinrich 
verfügt hatte, mußten längst aufgezehrt sein; sein Schauspiel hatte, 
wie Herr Stein mit Genugthuung gelesen, keinen Erfolg gehabt; 
es würde also nicht mehr lange dauern, bis der nun wohl Ge— 
witzigte reuig zurückkam. Dann aber würde er ihn lehren, was 
es heißt, einen Wohlthäter vor den Kopf zu stoßen. 
Heinrich indeß dachte nicht an eine Versöhnung mit dem 
Onkel. Einerseits litt es sein Stolz nicht, trotzdem 'er sich Ent— 
behrungen aller Art auferlegen mußte, wiederum von des Pathen 
Gnade zu leben — andrerseits hatte ihn Nelly zu tief in ihre 
Netze verstrickt, als daß er ohne sie hätte zurückkehren können. 
Und die kleine Schauspielerin dem Onkel als seine Braut vor— 
zustellen, war eben so sehr ein Ding der Unmöglichkeit. Das 
hätte höchstens Grund zu einem neuen, noch ernstern Zerwürfnis 
gegeben. 
Der junge Mann war Mitarbeiter verschiedener Tages— 
blätter geworden, schrieb an einem Roman, den er günstig zu 
oerwerten hoffte und hatte bereits, nicht ganz entmutigt durch 
seinen Mißerfolg, ein neues Stück, ein Drama entworfen. 
So begann er sich allmählich in seinen neuen Beruf ein— 
zuarbeiten, als er eines Tages einen Brief seiner Mutter erhielt, 
der ihn für die nächste Zeit wiederum seiner Schriftstellerei 
entfremden sollte. 
„Mein geliebtester Sohn,“ schrieb die alte Frau, „es is 
die erste Heimlichkei, wo ich vor Deim Vatter hab', daß ich 
Dir schreibe. Aber ich kann's nit mehr mit anschau'n, er is 
krank und is zornig auf Dich und bringt ihn doch die Sehnsucht 
faßt um. Ich soll nix von Dir reden und weis doch er denkt 
nix weiter als an Dich. Er wird's nimmer lang treiben und 
dann geht er unversönt von Dir und ich bin ganz allein mit 
mein Kummer und werd im wohl bald folchen. Aber so soll 
es nit sein, bist doch in Dein Kinderjahren so ein guter Sohn
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.