Volltext: Zu Nürnberg

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Dabei lächelt sie wehmutvoll und doch befriedigt. 
„Gib' acht, Els, denn schlüpfrig ist's Ufer und leichtlich 
rutschet der Fuß!“ ruft ihr die Mutter nach, der das Herz heut 
so bedeutsam schwer pochet. — Noch einmal blickt die Els zurück auf 
die Zwilling und die Frau, so in den wenigen Wochen um Jahre 
zealtert erscheinet, dann wendet sie rasch den Schritt von dannen. 
Eilenden Fußes schlägt sie den Weg nach dem Dutzendteich 
ein. Sie kennt eine Stelle, allwo die schwarzgrünen Halme des 
Schilfes bis an's Ufer heranreichen, gespenstisch wiegen und 
schaukeln sich die gelben und weißen Köpfe der Wasserrosen auf 
der dunklen Wasserfläche, von grünen Wasserlinsen umzingelt. 
Tief ist hier der See — und kalt — — 
Sie fröstelt und ziehet das Tuch enger um die Schultern. 
Doch vorwärts geht's, der stiere Blick sucht begehrlich den 
Spiegel des Teiches zu erspähen. — 
Sie hastet so eilig, daß sie mit nichten gewahret, wie ein 
Mannsbild ihr des Weges folget, so von Zeit zu Zeit stumm 
die Arme, wie sehnend nach ihr ausbreitet, um selbige also— 
gleich lautlos wieder sinken zu lassen. — 
Sie hat den Teich erreicht — hier ist die Stelle — jach 
wirft sie das Tuch von den Schultern, hebt beide Arme gen 
Himmel empor und „Sifrit! Sifrit!“ gellet langgedehnt ein 
jubelnder Schrei über die Wasserfläche hin — das Echo trägt 
ihn zurück — ein dumpf und schaurig Gurgeln der Wellen, 
dann beruhigt sich der See — — — — 
Große Kreise nur zeigen an, daß hier an der tiefen Stelle 
der Dutzendteich still und stumm ein Opfer verschlungen hat. —— 
— Und Sifrit der Gerufene tritt atemlos an's Ufer, eben 
noch hat er die Gestalt der Magd durch das verdeckende Unter— 
holz schimmern sehen, hat ihren Ruf bis in des Herzens innerste 
Fasern vernommen — — und anjetzo . . . . . .7 „Els! Els!“ 
hallt sein verzweifelter Gegenruf. Doch kein Erwidern tönt 
aus der Tiefe des Sees. Nur die Wasserrosen nicken ihm 
ruhelos zu, als wollten sie sagen: „Sei stille, Du thörichter
	        
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