Objekt: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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terials mit Sicherheit erkennen und alle Versuche, die Walzen mit Zu— 
hilfenahme von einer Skala einzustellen u. dergl., sind als wertlose 
Spielereien zu bezeichnen. 
Der Rifflung der Walzen wird häufig zu wenig Aufmerksamkeit 
und zu wenig Verständnis entgegengebracht. 
Es würde zu weit führen, dieses außerordentlich interessante Thema 
eingehend zu behandeln. 
Wenn man, wie ich, beruflich in so verschiedene Mühlen Einblick 
hat, sieht man in dieser Beziehung oft die unglaublichsten Dinge, beson— 
ders in kleinen Mühlen, die meist nur darauf sehen, ihre Walzen recht 
billig geriffelt zu bekommen. Abgesehen von verkehrten Riffelungen sieht 
man sehr häufig Riffeln mit gleichen Schenkeln, die auch noch in Spitzen 
auslaufen u. dergl. 
Die Uebertragung der Bewegung von einer Arbeitswalze zur an— 
deren erfolgt zweckmäßig nur mittels Rädern. Solange man nicht in 
der Lage war, geräusch- und stoßfreie Räder mit automatischer Schmie— 
rung herzustellen, verfiel man auf den bedenklichen Weg, jede Walze für 
sich mit einem Riemen anzutreiben. 
Diese Methode hat den Nachteil, daß durch den Riemenzug häufig die 
parallele Lage der Walzen gestört wird, sowie, daß durch den Riemen— 
antrieb, trotz stärkste Spannung der Riemen, und dadurch hervorgerufenen 
übermäßigen Druck auf die Lager die Differenz der Umfangsgeschwin— 
digkeiten der Arbeitswalzen nicht aufrecht erhalten werden kann. 
Es ist nun für die Qualität der Arbeit weniger von Belang, wenn 
hin und wieder beide zusammenarbeitende Walzen miteinander etwas 
schneller oder langsamer laufen, als wenn das Verhältnis der Umfangs— 
geschwindigkeiten zusammenarbeitender Walzen gestört wird. 
Häufig übersieht man bei dieser Bewegungsübertragung, daß die 
langsam gehende Walze nicht getrieben, sondern aufgehalten werden muß, 
da die Arbeitsfläche der schnell gehenden Walzen der langsam gehenden 
die gleiche Geschwindigkeit zu geben sucht. 
Noch größer als bei Schrotstühlen ist der Fehler, beide Walzen mit 
Riemen anzutreiben, bei Stühlen mit geringer Differenz der Umfangs— 
geschwindigkeiten. 
Für glatte Ausmahlstühle z. B. ist der Riemenantrieb, wenn sie 
überhaupt arbeiten sollen, schlechterdings ausgeschlossen. 
Auf alle Fälle nimmt aber der Riemenantrieb auch mehr Kraft weg, 
als der Räderantrieb, und ich habe bei Roggenschrotstühlen, Hartguß— 
und Porzellanausmahlstühlen bei kleinerer Mehlerzeugung für Riemeuͤ— 
qutrieP bis zu 20 pCt. Mehlkraftbedarf gegenüber Räderantrieb kon— 
tatiert. 
Der automatischen Ausrückung der Arbeitswalzen wird von großen 
Mühlen heute mit Recht zumeist keine, von kleinen Mühlen aber eine 
viel zu große Bedeutung beigelegt, wenn man berücksichtigt, daß sich die 
Walzen auch beim Leergange nicht berühren sollen. 
Solche automatische Ausrückungen geben auch oft zu Störungen 
Anlaß, abgesehen davon, daß sie häufig mit ihren Klappen im Speise— 
trichter das Material hemmen.
	        
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