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Augenscheinlich ist das ziemlich lange Zwiegespräch zwischen
Kriegsmann und Tod als Unterschrift unter ein Bild, vielleicht
einen Holzschnitt eines fliegenden Blattes gedichtet.!
Dass Dürer diese Gedichte Brants gekannt oder wenigstens
die dazu gehörigen Bilder gesehen hat, dürfen wir als sicher an-
nehmen. Arbeitete er doch, wie wir jetzt wissen, von 1492—94
für eben jenen Verlag, in welchem Brants Gedichte erschienen,
in Basel als Zeichner, ja jene Ausgabe von 1498 ist geziert mit
einem Portrait von Brant, das der junge Dürer entworfen hat.‘
In wie nahe persönliche Beziehungen er zu Brant trat, ist ja
ebenfalls seit‘ der Veröffentlichung Daniel Burckhardts bekannt.
Es wäre nicht zu verwundern, wenn man etwa bei einer Samm-
lung der Basler Flugblätter vom Ende des 15. Jahrhunderts, deren
sich viele‘ noch gar nicht verarbeitete z. B. auf der Züricher
Bibliothek befinden sollen, auf Darstellungen stossen sollte, die
uns noch viel deutlicher das Herauswachsen von Dürers Ritter
Tod und Teufel aus dem allgemeinen Bilderschatze jener Zeit
vor Augen führen.
Dasselbe kann aber auch auf die Nürnberger Bilderproduction
zutreffen. Der Pilger-Holzschnitt von 1488 wird ja von Schreiber
ohnehin nach Nürnberg oder Bamberg versetzt.
Es lag ja auch gar nicht in der Absicht Dürers, in seinen
Kupferstichen und Holzschnitten etwas inhaltlich Neues zu schaffen.
Die zahlreichen Madonnenbildchen und Heiligengestalten, die Pas-
sionsscenen und Legendenbilder, die Bauern- und Kriegerdarstellungen
schuf er fast sein ganzes Leben hindurch als stets gangbare Ab-
satz-Artikel, die von seiner Frau obendrein auf. Märkten und
Heiltumsfahrten feilgeboten wurden, wie wir aus seinen Briefen
wissen. Auch die bisher nicht gedeuteten Allegorien .entpuppen
sich mehr und mehr als aus dem allgemeinsten‘ Wissens- und
Interessenkreise seiner Zeit herausgeboren. (Vgl. die Deutung
1 Das folgende, über das Schachspiel des Todes, stand unter einem
Fresko im Dominikanerkloster zu Strassburg, das uns in einem Kupfer-
stiche des Bocaccio-Meisters erhalten geblieben ist. Auch die nach-
folgenden Gedichte Brants sind augenscheinlich Erläuterungen zu
Illustrationen, die mit dem Thema vom allgewaltigen König Tod
zusammenhängen. ;
2 Abb. bei Weisbach, Der Meister der Bergmann’schen Officin.
Heft 6 dieser Studien, 1896 Abb, 14,