78
lands verlangte und in gluͤhenden Worten pries,
so verkuͤnden die protestantischen Gesangbuͤcher
in ganzen Abschnitten die Suͤßigkeit des Liebens
Jesu. Die dem Leiden vertraute Dichterin suchte
in diesem vielleicht „religioͤser Materialismus“
zu nennenden Gefuͤhl die ersehnte Befreiung von
weltlicher Ablenkung und menschlicher Not. Der
Ausdruck dieses Gefuͤhls ist eben ihr auf der
einen Seite pietistisch Beschauliches, auf der
andern Seite mystisch verzuͤcktes letztes Werk. Es i
muß also gesagt werden, daß hier die schon
innegehabte freie und selbstaͤndige Stellung voͤllig
aufgegeben worden ist.
Dabei blieb sie streng protestantisch. Aus
Seyssenegg klagt sie, wie schrecklich es ihr sei, i⸗
unter den Schlangen und Skorpionen das Nacht—
mahl nicht in der richtigen Form nehmen zu
koͤnnen. Daß Catharina die Absicht hatte, den
Wiener Sof — Leopolds J.! — zum Protestantis⸗
mus bekehren zu wollen, wie ein glaubens- 2o
wuͤrdiger Zeuge berichtet, muß als eine ihrer
schwaͤrmerischen Ideen aufgefaßt werden. Ein
edler Geist ward allzufruͤh zerstoͤrt.
Die letzten Dichtungen Catharinas von Greiffen⸗ 28
berg — ohnehin sind es ihrer nur wenige, ein⸗
gestreut in seitenlange philosophische und erbau—⸗
liche Betrachtungen — konnten nur als Zeichen