Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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Sonette, wie diejenigen der Vittoria Colonna 
schwerlich entgangen, auch findet sich wohl einmal 
eine Erinnerung an Tassos rime sacre e morali. 
Hand in Band mit dieser Aneignung edelster 
Dichtkunst geht eine ganz erstaunliche Bibelfestig— 
keit und eine weit uͤber das Maß gewoͤhnlicher 
Bildung hinausgehende Sicherheit in der Ver— 
wendung von Bildern aus der klassischen Mythologie. 
Dieses genaue Studium hat sie leider verleitet, 
allzuhaͤufig damit zu prunken. Daß sie in den 
Anmerkungen zu ihrer UÜbersetzung Irenaͤus 
Eusebius, Tertullian citiert, moͤge nur nebenbei 
erwaͤhnt werden. Ihre Neigung zu mystischen 
Gruͤbeleien, die offenbar erst eine Solge der selbst— 
quaͤlerischen Sroͤmmelei der letzten Lebensjahre 
gewesen ist, kommt in ihren ersten Dichtungen 
nur selten zum Verschein. 
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In kurzen, fluͤchtigen Zuͤgen hingeworfen, 
scheint das Bild des geistigen Lebens der Dichterin 
nunmehr vollstaͤndig. Und doch ist es nur eine 
duͤrftige Untermalung, luͤckenhaft und farblos, 
eine schwache, aber unentbehrliche Grundlage, 
in welche Zug um Zug, Strich fuͤr Strich die 
Sarben erst einzusetzen sind. Das wahre Abbild 
des Dichters geben uns seine Werke selbst. In— 
dem wir uns ihnen zuwenden und die Grund— 
gedanken uns zu eigen machen, teilt sich uns der 
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