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und innerem Gehalt stets gleichbleibenden Solge
von Gedichten mit sich bringt, seine Teilnahme
nicht versagen koͤnnen. Uberall sind die Spuren
einer echten Begabung unverkennbar, einer Be—
gabung, die freilich haͤufig den allgemeinen Sehlern
ihrer Zeit verfallen ist. Eine ernste Natur laͤßt uns
teilnehmen an dem tiefen Weh, dem unheilbaren
Kummer ihrer von fortgesetztem Ungluͤck ver—⸗
folgten Existenz, sie sucht vom irdischen eitlen
Glanz sich und uns abzuwenden, um in der i0
unvergaͤnglichen, ewigen Glorie das Zeil zu
suchen. Am hoͤchsten steht sie, wenn ihr lyrisches
Talent zum unbeschraͤnkten Durchbruch gelangt.
Waͤhrend die nur auf der Grundlage gottergebener
Betrachtung verfertigten Sonette den Anschein er— 18
wecken, als seien sie die letzte Frucht eines nach
langem Muͤhen zur Neige gehenden, ermuͤdeten
und gebrochenen Erdendaseins, pulfiert hier heiteres,
wenn auch nicht anakreontisch entfesseltes Leben,
freudig dankbares Gefuͤhl fuͤr die von Gott ge⸗ 20
schaffenen Wunder auf Erden, Lob des Sruͤhlings,
Schmaͤhen des Winters, frischer Jubel und
sonniger Glanz. Leider umfassen diese einfachen
Dichtungen, die auch in der Sorm ansprechender
und freier gehalten sind, kaum den fuͤnften Teil ⸗20
der ganzen Sammlung. Auf diesen wenigen
Seiten sind mehr poetische Gedanken zu finden
als in den meistgepriesenen Machwerken ihrer