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einfach Plagiate an den entsprechenden Werken von Hans Sachs.!
Das war übrigens seinen Zeitgenossen nicht unbekannt und sein
Kollege Frass hat uns, allerdings etwas von Brotneid geleitet, das
Bild Zihlers mit wenigen, aber ausreichenden Zügen in einer Ein-
gabe vom 17. Mai 1611 gezeichnet: (Zihler) „wil selbs maister
sein, wölches er die zeit seins lebens niemals erlehrnet, dan allein
bey mir, wie er dan auch kurtzlich auß meinem buch ein comedien
abdruckhen lassen in seim namen, alß wans ers gedicht, deß doch
Hanß Sachsen historien und gedicht gewest“.? Die Fehde zwischen
len beiden Schulmeistern lehrt uns einerseits, wie man in diesen
Kreisen mit Werken des Hans Sachs bekannt war und sie gewiß
zu Schulaufführungen benutzte, anderseits macht sie uns mit dem
Plagiatorenwesen bekannt, das uns noch weiterhin beschäftigen
wird. Wie man nun Hans Sachs selbst den Schülern vorführte, so
hielt man es auch für passend, im Geiste und in der Art des Hans
Sachs Schulkomödien zu dichten. Georg Göbel nennt bei solchem
Anlasse (1586) den „Weitberhümbten“ Nürnberger in einem Atem
mit Vergil, Ovid, Terenz, Plautus. 3 sr
Der Spielplan der eigentlichen Wandertruppen verrät nur
wenig Bekanntschaft mit Hans Sachs. Wiederholt hören wir sowohl
im 16. wie im 17. Jahrhundert von theatralischen Aufführungen,
lie Bürger und Handwerker veranstalteten, ohne daß wir uns dabei
zerade in den Kreisen von Meistersängern bewegen, wiewohl ja
der‘ gesellschaftliche Charakter derselbe ist. In der Theaterge-
schichte von Nürnberg und Frankfurt a. M. sind wir auf derartige
Schauspieler gestoßen. Aber auch an anderen Orten, vor allem
in den Reichsstädten, vermochte archivalische Forschung lehrreiche
Beiträge zur Theatergeschichte zu Tage zu fördern. Leider ist dies
an manchen Orten noch nicht geschehen, aber dort, wo die For-
schung diesen Dingen nachgegangen ist, vermögen wir uns auch
davon, wie Hans Sachs auf der Bühne weiterlebte, ein Bild zu
1 Trautmann in Schnorrs Archiv 13 (1885) S. 430.
2 Ebenda, 13, S. 59.
3 Die fart Jacobs des Heiligen Patriarchens . .. Durch Georgium
Göbeln, Kayserlichen offenbaren Notarium und Deudtschen Schulmeister zu
Görlitz. Gedruckt zu Budissin (1586). (Göttingen, Univ.-Bibl. Poet. dram.
5885). Beachtenswert ist in dem Stücke auch, daß die Hirten in schlesischer
Mundart sprechen. Ähnliches ist uns aus den Volksschauspielen geläufig.