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von Seiten des Herausgebers des „Museums“, wie von Seiten der
Weygandschen Buchhandlung und verweist zugleich auf die Bedeutung
des geplanten Werkes „für das Studium unsrer Sprache und älteren
Litteratur“. Sehr warm begrüßten die „Göttingischen Anzeigen von
gelehrten Sachen“ (1778, 75. Stück vom 22, Juni, S. 608) Bertuchs
Absicht.! Nicolais „Allgemeine deutsche Bibliothek“ schweigt be-
zeichnender Weise.
In Nürnberg saß ein überschwänglicher Verfechter des Hans
Sachs, Christoph Gottlieb von Murr, Wag- und Zollamtmann und
Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften, Polyhistorisch tätig
hat er sich auch um Hans Sachs bemüht und unter anderm auch
den 19. Januar als. seinen Todestag festgestellt. Murr wünscht, daß
Bertuchs „rühmliches Unternehmen“, eine Hans - Sachs - Ausgabe zu
veranstalten, „Unterstützung finden möge“. „Nur wollte ich bitten“.
setzt er hinzu, „daß er auch einen Franken, insonderheit aber einen
Nürnberger, ersuchete, die alten Wörter zu erklären, denn ein Sachse
kann unmöglich mit dessen Localsprache zu recht kommen“.“ Diesen
Wink hatten wohl die Erklärungen Bertuchs verursacht. Murr hatte
übrigens schon sechs Jahre früher, als er sich bemüßigt glaubte,
Klotzens Andenken namentlich gegenüber Lessings Angriffen zu
retten, in Hans-Sachs-Anbetung geschwelgt. Mit Homer, Dante und
Shakespeare wird Hans Sachs auf eine Stufe gestellt. Der Begei-
sterung, die Murr hier in Anmerkungen zu Hans Sachsens Dichtung
ausstreut und die namentlich im weiten Herbeiholen von Literatur
sehr. freizügig ist, werden wir allerdings nicht immer folgen, denn
sie führt auch auf höchst bedenkliche Abwege. Von dem Neid, den
sich der Dichter Sachs als altes Weib vorstellt, heißt es, er „het grab
har“. Dazu bemerkt nun Murr: „grab, an statt grau. Welche witzige
Anspielung auf das Grab. dem wir uns mit granen Haaren nähern!
1 500 Subskribenten verlange Bertuch. „Für unsern klassischen
Alten sollte man, nach dem Beyspiel anderer Subscriptionen, eher einen
stärkern Zufluß erwarten; wenn man auch nur auf die Leser rechnen
wollte, die gern lachen, und hier darauf rechnen können, daß sie mit dem
Dichter, aber nicht über ihn, werden zu lachen finden.“ Die dargehotene
Probe wird ihrer ganzen’ Ausstattung nach gelobt.
2 Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in ..
Nürnbere. 1778. 8S. 415.