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„die gantze Compagnie“ dem Edelmann Veit vor und als dieser
nach ihren Heiligen fragt, weiß Parlirus, der Zunftmeister in der
Narrenkolbenzunft, keine Auskunft zu geben. Da läßt sich nun Irus,
der Zunftmeister in der Tannzapfenzunft, vernehmen: „Ich bleibe
bey Hans Sachsen, denn mein Hertz im Leibe lacht mir, wenn ich
sehe, wie er sein Gedichte so artig beschlüssen kan:
Daß Glück und Segen auferwachs,
Einen guten Abend wünscht uns Hans Sachs.“
Es werden dann von den beiderseitigen Zunftgenossen noch Wilhelm
Weber, Michel Theuer-Danck, Merten Nessel-Sturtz und Jakob Vogell
vorgeschlagen. Aus Vogels Werk „Heroischer Heldenhlick“ (1624)
wird die in der Literatur öfter erwähnte Stelle, und zwar fast wort-
zetreu, ausgehoben:
„Deutschland hat zwar einen Lutherum,
Aber noch keinen Homerum,
Einen rechtschaffenen Propheten,
Aber noch keinen Poeten“ u. s. w.
Weise kannte also wenigstens dieses Werk Vogels. Zu der eben
angeführten Stelle bemerkt Parlirus:
„Der Mann gefält mir wohl, aber Propheten und Poeten
ist nicht deutsch, ändert mir die Verse:
Einen rechtschaffenen Weissager,
, Aber um die Verse stehts noch mager.“
Man einigt sich fast auf Jakob Vogel als Heiligen, aber endlich
wird doch auf Aschens Vorschlag Walther von der Vogelweide
gewählt. Als Ordenssiegel erhalten die Zünftler einen aus den
Ausscheidungen von hundertfünfzig Kühen gesammelten Kothaufen.
Es wird dann noch ein Schreinhalter gewählt und schließlich zeigen
die Zünfte ihre Kunst im Versemachen vor Veit und seiner Ge-
sellschaft. Veit äußert dabei einmal im vierzehnten Auftritt: „Es
ist Schade, daß sie nicht eine Comoedia agieren sollen.“ Zum
Schlusse prügeln Irus und Parlirus einander wegen des Lohnes,
nachdem die Zuschauer bereits abgegangen sind. Den Epilog singt
- an Shakespearesche Manier erinnernd — der kleine Sausewind,
der Sohn des Parlirus. Eine besondere Spitze gegen Hans Sachs
liegt in Weises Komödie natürlich nicht. er hat mit früheren
| Vol. oben S. 73—74.,