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daran brauche ich nicht zu erinnern.*) In der Schule der Vivarini
wird das Kind gern schlafend gegeben; aber das Motiv der Brüstung
haben sie nicht: das Kind liegt schlafend auf dem Schoß der Ma-
donna, manchmal auf einem Kissen; die Madonna frontal, thronend,
faltet anbetend die Hände.**) Bellini kannte natürlich dies Vivarini-
schema, er hat es auch einmal angewendet, in der bekannten
großen Madonna der Akademie.““*) Es wäre nun eigentlich ver-
wunderlich, wenn Bellini diesen Gedanken — die Madonna betet das
schlafende Kind an — nicht auch in der ihm sonst geläufigen An-
ordnung, nämlich mit der Brüstung, gegeben hätte. Zunächst in der-
selben frontalen Stellung wie bei der eben genannten thronenden
Madonna.) Neben dieser frontalen Ansicht der Madonna wird
Bellini auch die Dreiviertelstellung, nach links hin, mit demselben
Motiv — Anbetung des auf der Brüstung schlafenden Kindes —
verbunden haben. Der Hauptteil dieser Komposition kommt in
Bildern seiner Nachfolger vor, nämlich die schräg nach links ge-
wendete Madonna, die mit gefalteten Händen das Kind anbetet,
nur schläft es nicht.+t)
*) Das Kind auf der Brüstung stehend findet sich zweimal in der Akademie zu
Venedig, ferner in Berlin, in der Brera und in Privatsammlungen. Aus etwas späterer
Zeit noch in Berlin, im Louvre, in der Akademie (mehrfach). Das Kind kniend: in
Bergamo; auf einem Kissen sitzend: in der Akademie (eine der Heiligen betet es an).
*#) Antonio und Bartolommeo Vivarini in Bologna; Bartolommeo Vivarini in
der Akademie 1464, in Neapel 1469, S. Giovanni in Bragora; Luigi Vivarini in Wien
1489, und im Redentore.
*#%) Spätere Nachklänge: Der schöne Pseudobasaiti in London, der Catena in Berlin.
7) Das würde ungefähr aussehen wie das Bild des Quiritius de Murano in der
Akademie: das Kind in der Mitte der Brüstung auf einem Kissen schlafend, die Ma-
donna faltet betend die Hände, aber frontal und in der Mitte stehend. (Der frühe
Charakter des Vorbildes ist noch zu erkennen, namentlich im Kinde.) Ähnlich, doch
von wesentlich späterem Charakter, die Madonna in der Kathedrale von Bergamo, die
mit gefalteten Händen das Kind anbetet, das vor ihr auf der Brüstung liegt (auf
einem Kissen).
tt) So Pietro da Messina in S. M. Formosa, und der Kupferstich des Benedetto Mon-
tagna, B 7 (beidemal das Kind sitzend), ferner der sogenannte Bellini der Versteigerung
Bourgeois 1904, und der Basaiti in Padua (beidemal das Kind auf einem Kissen liegend,
aber wach und bewegt); die Madonna des Basaiti im Aufbau der Dürerschen ähnlich, doch
von anderen Einzelformen. Eine feine. Benutzung des Motivs zeigt der schöne Car-
daccio im Städelschen Institut. Ähnlich auch Cosimo Tura im Palazzo Colonna zu Rom.