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legenheit zur Assistenz von Engeln bieten: Paumgärtner- Altar,
Hellerscher Altar, Allerheiligenbild usw.*) Auf der Photographie
wirken diese Partien des Dresdener Altars allerdings unklarer als
bei jenen andern. Die phantastischen Tiere auf dem Antoniusflügel
seien undürerisch, insonderheit die nadeldünnen Eckzähne des einen
Tieres. Ich finde dieselben Zähne an entsprechender Stelle in der
Großen Passion, 1510 (Christus in der Vorhölle, B. 14). Alles Beiwerk
sei fremdartig; damit ist wohl das Antoniuskreuz gemeint, das wie
ein Nippesgegenstand auf der Brüstung steht, mit der Schelle daran:
dasselbe Instrument findet sich auf dem Holzschnitt von etwa
1504, Paulus und Antonius, B 107. »Die Finger des Antonius sind
wohl krumm, aber sie greifen nicht.« Das sollen sie ja auch gar
nicht; aber jedenfalls ist dies eine Sache persönlicher Einfühlung,
über die sich nicht streiten läßt. (Vergl. Abb. 6.) »Der Daumen
rechts ist unglaublich verzeichnet.e Verzeichnet mag er sein **),
aber ich finde nicht unglaublich. Ich finde im Gegenteil, dieser
kleine Zug ist gerade ein schlagendes Argument für Dürers Autor-
schaft — wenn es eines solchen bedürfte. Sieht man Dürersche
Hände aus der Zeit um 1510 durch, so wird man finden, daß er
bei dem Daumen gern das vorderste Glied in einer fast abnormen
Verdickung gibt gegen das ganz schmale Mittelglied, besonders bei
Holzschnitten, wo er vielfach aus dem Kopf arbeitet; bei Naturstudien
tritt das natürlich zurück. Wenn nun der Daumen in die Lage
gebracht ist wie hier, und der Künstler das Modell nicht mehr vor
sich hat, so mag die spätgotische Freude an der reichen Kurve eine
solche Extravaganz erklären, die bei Dürer nicht ungewöhnlich ist,
während man sie bei anderen Meistern vergeblich suchen würde.***)
*) Daß sich bei einem Vergleich unseres Triptychons mit diesen unbezweifelten
Bildern zahlreiche und genaue Übereinstimmungen in den Kopftypen der Engel auf-
Äürängen, darauf sei nur hingewiesen,
**) Die Erhaltung an dieser Stelle, die man vielleicht bezweifeln möchte, ist
vorzüglich,
***) Ähnlich erscheint z. B. der Daumen des Christkindes auf dem Madonnenbilde
der Uffizien; ferner der Daumen des einschenkenden Apostels auf dem Abendmahl
B. 5; oder der Daumen des Apostels mit dem Messer auf der linken Seite des Abend-
mahls B. 53. Abnorme Bildung und Gelenkigkeit des Daumens findet sich auch auf
dem Titelblatt der Großen Passion, B. 4; und in zahlreichen anderen Fällen.