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einen Bruder liebten und fih eben fo fehr auf feine Unkunft
in Defterreich freuten, al8 die evangelifchen Brüder. Unter dies
fen näher Befreundeten waren auch Fatholifche Seiftliche von
fehr hohem Range und Anfehen, die an unferm Kießling
baffelbe lichten, was Sott an ihnen liebt.
Aber auch Mönche gab e8, die unfern Tobias wie eiz
nen theuren Bruder lKiebten. Befonders hätte ich gar gern
mehr von dem alten, ehrwürdigen, nun längft zu Gott heim:
gegangenen Franciscaner in Sraz erfahren mögen, der wohl
in feinem ganzen Leben Niemand fo lieb oder doch nicht Kieber
gehabt hatte, als den guten Kießling. Der alte Sraukopf
Eonnte jedesmal Kaum die Zeit erwarten, bis fein Nürnberger
wieder Fam, und wenn er ihn wieder fah, gings oft nicht ohne
Thränen der Freude ab. Einmal hatte fih unfer armer Franz
ei8caner heimlich fange vom Munde abgefpart, um ein Wort
der Ermunterung, das in ächt chriftlichem Seifte gefchrieben und
für wahre Chriften aller Confeffionen auf gleiche Weife fruchte
har fein mußte, auf feine Koften druden zu laffen und unz
ter feine Confeffionsverwandten zu vertheilen. Es war ibm von
Kießling mitgetheilt worden. Und fo war auch In andrer
Hinficht unfer alter treuer Franeiscaner in feinem Heinen
Kreife auf ähnliche Weife forgfum und fhätig für die Kirche
Sottes und für das Bedürfniß armer Brüder, als unfer os
bias in feinem Kreife.
Auch die Fatholifchen Wirthsleute in B., die fih allemal
fo auf unfern lieben Tobias freuten, und fo mandhe ihrer
Slaubensgenoffen, die fich mit Kießling Ihres frohen Slauz
bens an Sott freuten, möchte ich Fennen lernen. Sott fegne
biefe Heben Menfchen alle!
Unter jenen frommen Katholiken, die meinen Freund fo
fieb hatten, waren dann wohl auch einzelne, welche aus liebes
vollem, wohlmeinendem Herzen € bedauerten, daß er Iutherijch
fei, und {ihn gern auf den Händen herübergetragen hätten in
die von ihnen als eine liebe Mutter verehrte Kirche. Uber felbfl
diefe veraaßen e& zum Theil bet näherem Umgange gänzlich,