"7
Gruppe des ungerechten Richters, die aus der Gerichtsstube des
Rathauses ins Germanische Museum gelangte.!*°) (Fig. 34.) Wie
Adam Krafft mit seiner Gruppe des Wagemeisters über der alten
Stadtwage, hat hier Stoss einen glücklichen Griff ins bürgerliche
Leben getan. Auf einem fabelhaften Tier sitzt der bestechliche
Richter. Während zu seiner Linken der Arme demütig bittet, steht
zu seiner Rechten der Reiche stolz da, indem er in seine weitge-
öffnete Geldtasche greift. Diese genrehafte Darstellung des unge-
rechten Richters kehrt auf der fünften Tafel der sechs Münchner Re-
PN
e WE
Fig. 34. Veit Stoss, Gruppe des ungerechten Richters
im Germanischen Museum zu Nürnberg.
liefs mit der Verbildlichung der zehn Gebote von ı 524 wieder (Fig. 50),
und durch diese neuen Attribute wird ausser stilistischen Gründen, die
für Stoss sprechen, die Echtheit der Nürnberger Gruppe beglaubigt.
Auch die beiden grossen Flachreliefs der Verkündigung,
die vermutlich vom Hauptaltar der alten abgebrannten Ägidien-
Kirche stammend, in der mit den beiden andern Nebenkapellen
vom Brand verschont gebliebenen Wolfgangskapelle aufbewahrt
werden, schliessen sich als echte Werke an. (Fig. 35 u. 36.)
Der Fülle der weiten, den Raum füllenden Gewandung nach,
lässt sie zeitlich nicht zu weit vom Rosenkranz abrücken, wenn-
20) Ree, Nürnberg, Berühmte Kunststätten, spricht sie ihm ab.