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gewerbschule in Erwägung gezogen und bildeten die Grund—
lage der später ins Leben tretenden Handelsschule.
Als die Konferenzbeschlüsse den Mitgliedern des Magistrats mit—
geteilt wurden, ließ Rat Jegel unter anderm dazu bemerken: „Die
Quiescenzgehalte der Lehrer Hofmeister und König seien auf den
Etat der Kreisgewerbschule zu übernehmen, die Hilfslehrer des Gymna—
siums vom Staate zu besolden und die Beiträge der Kämmerei für den
Fall zu reservieren, daß die Kreisgewerbschule eine Veränderung er—
leiden sollte.“
Man erkennt aus diesen Zusätzen, daß die städtischen Kollegien
mißtrauisch geworden waren; und sie hatten wohl auch Ursache dazu;
denn die Ausführung der letzten Konferenzbeschlüsse sollte sich wieder
als unthunlich erweisen.
Vorläufig aber brachten sie das Ergebnis, daß Dr. Mönnich sich
mit der Erklärung des K. Staatsministers zufrieden gab, wonach ihm das
Rektorat der Kreisgewerbschule und namentlich die Disziplin in derselben
bleiben sollte. Auf Grund dieses Zugeständnisses erklärte er am
25. Juli, den mathematischen Unterricht an der Kreisgewerbschule über—
nehmen zu wollen.
Da diese Erklärung in mehrfacher Beziehung höchst interessant
ist und namentlich die Gewissenhaftigkeit Dr. Mönnichs in schönstem
Lichte zeigt, erscheint es wohl gerechtfertigt, dieselbe hier zum größten
Teil folgen zu lassen.
„Die Regierungsentschließung“, berichtet er darüber an den Ma—
gistrat, „setzt mich in Verlegenheit, da ich mich nicht reiner und nicht
anders zu erklären weiß. Zwar kann, nachdem der vorgelegte Plan
von der Regierung verworfen ist, nicht mehr von dem Wunsche, die
Fächer der deutschen Sprache und der Geschichte neben der Religion
zu übernehmen, die Rede sein, weil diese Fächer aus der Kreisgewerb—
schule verwiesen sind, und es bleibt mir nach meiner Qualifikation nur
das Fach der Mathematik übrig; aber von diesem Fach kann ich nicht
mehr übernehmen, als wozu ich mich erboten habe: Planimetrie, Ste—
reometrie und Algebra. Deskriptive Geometrie kann ich aus den
schon in meiner vorigen Erklärung angedeuteten Gründen nicht über—
nehmen. Damit es aber nicht den Schein gewinnt, als sei diese Ab—
lehnung Folge eines thörichten Vorurteils oder unziemlichen Eigeusinns,
so sei es mir erlaubt, meine Gründe umständlicher auseinanderzusetzen.
Die deskriptive Geometrie oder geometrische Konstruktionslehre ist ein
Zweig der praktischen Mathematik, welche erst seit 2 Decennien in
Frankreich seine Ausbildung, kaum seit einem Jahrzehnt in Deutsch—