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schönen Bildern und Sprüchen, zu Nutz, Frommen und
ewiger Mahnung für Ratsherren, Richter und Sach—
walter, zieren, und als man 1340 zählte, war alles
vollendet.
Wie nun die Nürnberger an einem Samstag um ihr
Rathaus herumgingen, sich dessen billig freuten und die
Schilderei und Sprüche beschauten und lasen, war Eppe—
sein in einem schlichten Bauerngewand auch darunter,
schaute die Bilder auch mit an und fragte um die Sprüche.
Wenn ihm da einer sagte, wie der oder jener laute, fing
er Streit an und meinte, das sei nicht wahr, gehör' nicht
daher, sonderlich aber, der Maler und der Schreiber habe
den Rat durch Mahnung, Vorschrift und Sprüche be—
leidigt. Da ward er fast ausgelacht und wollten ihn
einige belehren. Er schrie aber immer mehr, das sei
eine Beleidigung, und fing stets größere Händel an, bis
sie ihn packten. Er warf aber alsbald zwei zu Boden,
daß sie wie tot da lagen, und rief: „Ihr wollt einen
Bauern mißbrauchen, weil er zu seinen gnädigen Herren
hält? Das sollt ihr wohl büßen!“ Raunte sogleich ins
RKathaus und die Treppe hinauf zum Bürgermeister und
den Ratsherren, die den Streit wohl vernommen hatten,
und rief: „Wer hat recht, ich oder die anderen? Ich
sag', der Maler und der Schreiber haben Euch beleidiget,
weil sie Euch gute Lehren geben wollen!“
„Ihr habt Unrecht,“ sagte der Bürgermeister, „denn
es ist auf unser eigen Geheiß geschehen, und es ist kein
Mann so weis' und vollkommen, daß er eine gute Lehr'
verschmähen dürfte.“
„Wohlan!“ rief Eppelein, „wenn dem so ist, will
ich Euch eine gute Lehr' geben, so weis' und vollkommen
Ihr auch seid' Ihr laßt Euch gute Sprüche auf die
Mauern schreiben, damit das Volk glaubt, Ihr wäret
geneigt, darnach zu leben — und fällt Euch das doch
nicht im Traum ein! Also rat' ich Euch, seht Euch vor,
denn wenn Ihr nicht Wort haltet, nach denselbigen
Sprüchen zu leben, so kommt eines Tags das Verderben
über Euch, und ich kenn' den gar wohl, der's herauf—
beschwört. Ich bin's! Alle habt Ihr an mir gefrevelt,