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Da schickte Eppelein ein Schreiben ab, das brachte
ein Bauer nach Nürnberg, den Inhalt hatte die Kum—
gunde wohl vernommen. V
Als nun die Ratsherrn den Brief öffneten, fand
sich darin, was folgt:
„Ehrenhaft, wohlweise, hochwohlgelahrte Herren des
Rats, geliebte Freunde! Weil ich heiraten will, und
meine Braut verlangt, daß ich mit Euch Friede mach',
so will ich das wohl thun. Mögt also vergessen, was
geschehen und bester Zukunft entgegensehen. Nun aber
möcht' ich, daß Ihr mir ein Zeichen Euerer Huld gebt.
Will also in vier Tagen kommen, und so Ihr mir seine
Brautgabe herausschickt, daß ich meiner Braut Willen
Genüge thun kann, so ist die Sach' im Reinen und werd'
ich ein bescheidener Ritter werden. Denn ich bin in
Fesseln der Minne und kann mich fortan nichts von
meinen Schlössern bringen.
„So Ihr mir nun am zweiten Tag von heut' an
nicht antwortet, glaub' ich wohl, Ihr wärt meines An—
trags zufrieden, und will mich aufmachen, um das Ge—
schenk in Empfang zu nehmen. An St. Andreastag.
Eppelein.“
Als die im Rat das gelesen, dachten sie keines—
wegs, es sei dem Eppelein ernst mit dem Frieden, sondern
er wolle sie nur höhnen, und gaben darauf keine Antwort.
Wegen des Geschenks aber ließen sie ihm sagen: Nicht
einen Spatzen schenkten sie ihm.
Nun entbrannte Eppelein in großem Zorn. Er schickte
den Bauern noch einmal hin und ließ ihnen sagen:
„Ihr gebt mir keinen Spatzen, also will ich Sing—
vögel! Das sollt Ihr seinerzeit sehen!“
Das verstand keiner, sondern hielt es jeder nur
für eine Drohung auf spätere Zeit hinaus.
Drei Tage später aber um die Vesperzeit ritt einer
in die Stadt hinein, hinter einem Karren daher, wie zum
Schutz, und kam bis zum Schmied an der Irrergass'. Da
hielt er an und sagte? „Schmied, beschlag' mir mein Roß
und mach' ihm vier gute Hufe hinauf.“ Ich will dir's
wohl zahlen.“
Da beschlug der Schmied des Reiters Roß, und