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Noch summte es in den Kasernstuben wie ein Bienen—
schwarm; es fehlte auch nicht an Bauernmädels, die hinstanden
mit verweinten Mienen, wie es so schön in Redwitz's
„Amaranth“ heißt, ihre bunten Tüchlein vollgestopft mit
Würsten und Schmalznudeln, die sie als letzte Gabe ihren
Schätzen mitgebracht; die Sonne sank immer tiefer, und es
brach die Nacht herein.
Mittlerweile wurde es auf der Bastion Amalie lebendig.
Was zur Festung von deren Civilstand gehörte, hatte sich
dort versammelt, auch die Aeltern; wir selbstverständlich Alle
wehmüthig gestimmt, nebst ein paar Freundinnen, die bei
Schwester Elise auf Besuch waren, dann die Herren Offiziere,
die noch im Dienste waren.
Unter Führung des Kadett-Korporal Vetter Carl zog
die gesammte Festungsartilleriemannschaft, zwölf Köpfe hoch,
auf an die Geschütze Thetis und Prokris, diese wurden nach
altehrwürdiger Weise geladen mit, Rohrwischer, Kartuschen—
einsatz, Kolbenstoß, Einsetzen der Stoppine in's Zündloch,
Abreißen des Schutzpapiers von der Kapsel; der lange
Bombardier Hildebrand trat vor mit dem Luntenstock, schlug
die sprühende Lunte dreimal gegen den linken Arm, hieb auf
und — dröhnend Schuß auf Schuß, die letzten Salut- und
Abschiedssalven hallten über die tiefdunkle Ebene, aus welcher
Schnaittachs Lichter heraufglänzen. Dann wurden beide
Geschütze abgefahren, begleitet von der schluchzenden Menge
bis zum Eingange des Fürstenweges, in dessen Hallen die
Flammen der Geleitfackeln verschwammen.
Noch eine Woche — und Alles, was seither auf der
alten lieben Festung sich härmte, langweilte oder freute, war
zerstoben, nur Korporal Lauppert von den Geschützen mit 12
Mann blieb noch als letzte Salvaguardia des völlig entrüsteten
Rothenbergs, der nun Zeit hatte, von seinen nicht armen
Vergangenheiten zu träumen und als schlummernd Dornen⸗
röschen sich von Sage und Gestrüpp umspinnen zu lassen.
Charakteristisch ist es, daß die sonst so zahlreichen großen
behenden Ringelnattern mit dem Menschenvölklein auf immer
aus Rothenberg's Bann auswanderten.