80
Der Rothenberg als neuerbaute
bayerische Festung.
Als sich Bayern im Wiederbesitze des Rothenbergs
sah, ward es ihm nicht nur Nützlichkeits- sondern auch
Ehrensache, denselben nach damals neuen Grundsätzen, den
Vauban'schen, zur Kriegsfestung umzubauen; allerdings
dauerte es wegen Geldmangel noch ziemlich lange, diesen
Plan auszuführen, denn erst 1729 begann der bewährte
Ingenieur Obrist de Coquille unter Anwendung erprobtester
Erfahrungen den Umbau der Festung, deren vorhandene
Werke geschickt ausnützend, sodaß nach Vollendung des Baues
der Rothenberg als mustergiltiges Vorbild, wie mittelalterliche
Bollwerke wiederherzustellen sind, in den Augen aller Sach—
verständigen galt und als Bellonas Schmuckkästlein gepriesen
ward. Den Platz selbst, der sich auf wohlgebaute, zwanzig
Fuß hohe Hohlräume lagerte, den Kasematten, — faßten
die sechs Bastionen, Karl (nach dem Namen des Kurfürsten
Karl Albrecht, des nachmaligen Kaisers Karl VII.),
Amalia (genannt nach dessen Gemahlin Amalie, Tochter des
Kaisers Josef T.), Schnaittach, Nürnberg (têto de Nuremberg),
Kersbach und Glatzenstein — mit hohen Brustwehren ein,
welche sich sechzig Fuß hoch aus der Sohle des Umfassungs—
grabens erhoben. Die Kasematten waren unter sich mit
bombensicheren Verbindungswegen versehen und enthielten
eine Proviantsbäckerei, Wachtstube, Feldspital und Pulver—
kammer. Sie gaben über 400 Mann Raum, waren mittelst
Scharten wohl gelüftet und mit Rauchfängen hinreichend
ausgestattet. Nur das Baumaterial an sich erwies sich in
der Folge als Schalenkalkstein übel gewählt und allzurascher
Verwitterung ausgesetzt. Die Sohle der Kasematten war
vier Schuh tief in gewachsenen Felsen gehauen, und trotz des
sie durchbohrenden Brunnens trocken. — Die Gebäude der
Festung, die zwar nach festem Plane, aber je nach Erlangung
des unumgänglichsten Baukapitals sich erhoben, bestanden aus:
Zwei Kasernen, je 100 Fuß lang, 45 Fuß breit, mit
dem Erdgeschoß drei Stockwerke bildend, und für unbeengtes