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widrigen Verhältnisse Herr zu werden. Noch wirkte in der
Bevölkerung etwas von dem Unternehmungsgeist und der
Schaffensfreude der ehemaligen freien Reichsstadt. Noch
hatte sich im Niedergange der allgemeinen Wohlfahrt in
einzelnen bürgerlichen und patrizischen Familien mässiger
Wohlstand erhalten, und dank einer viele Jahrhunderte zurück-
reichenden gewerblichen und kommerziellen Veberlieferung
lebte in vielen Köpfen ein ungemein praktischer, die wirk-
:ichen Aufgaben des Lebens erfassender Sinn, der in der
Aufspürung gangbarer und fördersamer Wege nicht in Ver-
legenheit zu setzen war. Noch war, wie Bürgermeister Scharrer
in einer an die Krone gerichteten Denkschrift hervorhob, Nürn-
erg der Zentralpunkt der bayerischen Industrie ; noch gingen
jährlich Fabrikate im Werte von mehreren Millionen ins
Ausland. Der Rezatkreis, d. h. Nürnberg, Fürth, Schwabach
and Erlangen, lieferte allein so viele Produkte der Industrie
als ganz Bayern zusammengenommen.*) Die mechanische
Werkstätte W. Spaeths und die Giesserei Burgschmiets
waren weit in deutschen Landen bekannt. Der früher so
gerühmte Nürnberger Erfindergeist regte sich wieder und
>rrang nicht unbedeutende Erfolge.
Die Kaufleute Leuchs und Steuer erfanden ein neues
Verfahren zur Verfertigung von Gold- und Silberdouble-
sachen. Kupferschmied Lotter hatte einen grossen Namen
gewonnen durch die Art, wie er Messingwaren herstellte.
Der Wöhrder Bürger Lobenhofer betrieb die Tuchbereitung
fabrikmässig und beschäftigte circa 100 Arbeiter in seiner
Manufaktur.**)
Auch auf dem Gebiete des Handels hatte Nürnberg
wieder einen kräftigen Anlauf genommen. Bereits 1817
hatte Scharrer den Hopfenhandel hier im grossen eingeführt,
indem er bayerischen und böhmischen Hopfen einkaufte
und nach Iondon. Gent und Frankfurt a. M. versandte.
*) J. J. Schnell, „Ueber die Notwendigkeit der Gründung poly-
technischer Vereine und Schulen“. 1821.
**) Hagen, Historisch-pragmatische Entwicklung des realistischen
Schulwesens in Nürnberg, S. 19 und 20.