Volltext: Die Gewerb- und Realschule in ihrer Beziehung zur niederen gewerblichen Bildung

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Napoleons. Hatte es auch die industrielle Vorherrschaft schon 
längst an England abgetreten, die ihm eigentümlichen Ge- 
werbe, wie Seidenweberei, Schmuck- und Galanteriewaren- 
erzeugung u. s. w., waren unter der verständigen Fürsorge 
der Regierung mächtig emporgekommen. 
Gegenüber diesen Mächten erschien Deutschland auf 
zewerblich-technischem Gebiete verödet und verwüstet. Auf 
ihm lastete der Druck langer Kriegsjahre am härtesten. 
Kontributionen, Einquartierungen, Brand und Zerstörung 
hatten seine Kraft gebrochen. Auf den Schlachtfeldern 
verblutete sein bestes Menschenmaterial. Nach den Kriegsjahren 
kamen die Hungerjahre von 1816—1”7, an deren Folgen die 
Nation noch lange zu leiden hatte, zumal die reichen Ernten 
der folgenden Jahre die Korn- und Brotpreise so drückten, 
dass die Kaufkraft des Landes und der bäuerlichen Be- 
völkerung auf ein Minimum herabsank. In diesen Notstands- 
jahren wurde das Leben des einzelnen „ärmer, dürftiger, 
geschmackloser“. „Der Sinn für Schönheit und freundliche 
Schmückung des Lebens ging verloren.“ Nur ganz selten 
weckte das auftretende Bedürfnis neue Unternehmungslust. 
Wo es sich vereinzelt geltend machte, wurde es von Paris 
oder London aus befriedigt. Dem Gewerbetreibenden im 
Lande mangelte das Geld; es gebrach ihm sowohl an allge- 
meiner als an technischer Bildung, an Uebung und Schulung. 
am der übermächtigen auswärtigen Konkurrenz, die billiger. 
besser und geschmackvoller arbeitete, stand halten zu können 
Mit einem Worte, der Ruhm des deutschen Handwerks war 
dahin. „An Stelle einer durch Selbstvertrauen hervorragenden 
Bürgerschaft von Handwerkern war ein zopfiges Geschlecht 
getreten, verzünftelt, engherzig und verweichlicht, immerhin 
aber eingebildet und anmassend — Kannegiesserei , Klein- 
ürgerei von oben bis unten, Verkommenheit , Not und 
Armut in hohem Grade“. (Kugler, Geschichte des Gewerb- 
vereins in Nürnberg, Vortrag, als Beilage der Bavrischen 
Gewerbezeitung 1892 gedruckt.) 
In stumpfem Gleichmut lebte er seinen Vorurteilen 
segen die neu aufgekommenen Arbeitsmaschinen. Weit davon
	        
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