12
Straßenbahn zweigeleisig auszubauen, ein Werk, das unter
Bürgermeister von Stromer begonnen und unter unserem
jetzigen ersten Herrn Bürgermeister Dr. von Schuh voll—-⸗
oendet wurde, war es die Stadt, die alle Verkehrshindernisse auf
ihre Kosten aus dem Wege räumte und kilometerweit die Kosten
der Straßenpflasterung für das zweite Geleise auf sich nahm.
War das vielleicht gegen Treu und Glauben gehandelt? Als
die Straßenbahngesellschaft der vielen Wagen wegen am Plärrer
nicht mehr wuißte, wo ein und aus, da war es auch die Stadt,
die ihr einen höchst wertvollen Komplex mitten im Plärrer mit
dein Fronten gegen die umkreisenden Straßen zur Benützung
als Bahnhof in widerruflicher Weise einräumte. Dieser prächtig
zelegene Platz, der dadurch jedem anderen Zwecke dauernd ent—
zogen bleibt und ebensogut hätte mit hochrentierenden Wohn—
ind Geschäftslokalitäten bebaut werden können, mißt sicherlich
gegen 15 000 Quadratfuß Grundfläche und wäre in solcher Ver—
kehrslage zweifellos per Quadratfuß ca. 100 A wert. Wir er—
jinnern an einige in letzter Zeit entstandene Geschäftsneubauten,
zu welchen der Baugrund nicht billiger zu stehen kam Es han—
delt sich also um einen Wert von 1,5 Millionen Mark oder jähr—
lich um 60 000 A preisgegebener Rente bei 4 Prozent Verzins—
ung, welchen Betrag die Stadtgemeinde der Straßenbahngesell—
schaft alljährlich zugute kommen läßt. Zu diesem letzteren Bei—
spiel noch einige derartige Dinge im Geiste hinzugerechnet, und
Mman wird zugeben müssen, daß es eigentlich ein „Lumperei'“ ist,
was die Straßenbahngesellschaft jährlich Straßenbenützungs—
zgebühr an die Stadt bezahlt. Eigentlich hat sie die Straßen
umsounst. Und der Dank für so viel „Treu und Glauben“? Na
— es sollte uns nicht wundern, wenn die Stadt Miene macht,
ihren Platz am Plärrer selbst auch für einige neue Linien
zum Darüberfahren mitbenützen zu wollen — und der Plärrer
ist ja gar nicht zu umgehen —, daß dann die Straßenbahngesell-«
chaft zum Prozessieren aufs Neue anfängt, weil die Selbstbeniitz—
ung des eigenen städtischen Extra-Areals angeblich abermals
gegen „Treu und Glauben“ verstößt. Das ist „unser Plärrert“,
wvird die Gesellschaft sagen. Wie gesagt, wundern würde uns
das nicht!
Was uns aber wundert, ist, daß bei der sonstigen Redselig—
keit in öffentlichen Sitzungen und oft bei Sachen von recht ge—
ringfügiger Bedeutung von berufener öffentlicher Stelle gegen—
liiber der Straßenbahngesellschaft derartige Wahrheiten nicht
besser betont werden, und daß man es erst der unabhängigen
Presse überläßt, das Publikum aufzuklären über die Grund—
sosigkeit und Haltlosigkeit dieser straßenbahnlichen Machinationen