in der Spitalgasse (jetzt Hans Sachs-Gasse), das er von da an bis zu
seinem Tode bewohnte. Vorher scheint er einige Zeit in einer Vorstadt
Nürnbergs, also vor dem Thore gewohnt zu haben, wenn anders Bemer—
kungen in einigen seiner Gedichte (so in den Spruchgedichten „Hans
Unfleiß“ Vers 9 und 10, „das Gesellenstechen“ Vers 4) als wahr zu
nehmen sind. Das oben genannte Wohnhaus Sachsens, das später als
Gasthaus „zum güldenen Bären“ hieß, steht heute nicht mehr, sondern
mußte einem Neubau weichen.
Im Jahre 1544 (1. September) beging das Ehepaar Sachs die
Feier seiner silbernen Hochzeit, und eine ganze Reihe lyrischer Gedichte
aus diesem Jahre, in denen die Freuden der Ehe besungen werden, sprechen
gewiß für das Glück dieser Ehe. Hier sei nur eine Stelle aus dem
Meisterliede „Die getreue Ehe“ angeführt: „Die Lieb der Lieb ist ein
Anfang, Lieb gebiert Lieb inbrünstiglich.“ Doch blieb des Meisters Leben
von Heimsuchungen nicht verschont. Seine Ehe war mit 7 Kindern ge⸗—
segnet, die er aber alle vor sich hinsterben sah, und seine getreue Kunigunde
elbst wurde ihm nach nur dreitägiger Krankheit durch den Tod entrissen
27. März 1560).
Wie tief dieser Verlust Hans Sachs berührte, ersehen wir aus dem
rührenden Gedichte, worin er die Verstorbene besungen hat: „Der wun—
derliche Traum von meiner abgeschiedenen lieben Gemahlin Kunigund
Sächfin.“ Der 65jährige Mann konnte sich jedoch an das vereinsamte
Haus nicht gewöhnen, und so vermählte er sich im nächsten Jahre (2. Sep—
sember) mit der siebzehnjährigen Barbara Harscherin, mit der er noch
nahezu fünfzehn Jahre in zufriedener, glücklicher Ehe lebte. Mit der be—
geisterten Glut eines Jünglings besingt der alternde Mann die Schönheit
und die Tugenden dieser Frau (Spruchgedicht „Das künstliche Frauen⸗
lob“). Hochbetagt starb Hans Sachs am 19. Jänner 1576 und wurde
am 21. d. M. auf dem Johanniskirchhof begraben. Seine Grabstätte ist
heute nicht mehr bekannt.
Was die Stellung Hans Sachsens in der deutschen Literatur be—
trifft, so haben wir in ihm nicht nur den begabtesten und fruchtbarsten
Dichter seiner Zeit, sondern auch den Vorboten einer neuen Zeit in der
Dichtlunst zu verehren. Er ist der religiöse Sänger und Glaubensbote
der Reformation, er ist zugleich ein hervorragender Vertreter ihrer pole—
mischen Satyre, freilich nur der milderen, liebenswürdigen Seite derselben,
er ist vor allem der fruchtbarste Unterhaltungsschriftsteller dieser Zeit.
Seine außerordentliche Fruchtbarkeit ersehen wir aus seinen eigenen Be⸗
richten: er zählt im Jahre 1567 (1. Jänner) seine Werke und findet da
zumms summarum 6048, eher mehr als weniger in der Zahl, die er
im Ganzen in 34 Bücher eingetragen habe. Darunter waren 4275
Meistergesänge in 16 Büchern; „dieselben waren gesetzt in 275 Meister—
könen, darunter waren 13 mein“. Die übrigen 18 Bücher, von denen
das 18. noch nicht vollendet war, nennt Sachs Spruchbücher. Sie ent—
hielten 208 dramatische Dichtungen oder, wie er sagt, fröhliche Komödien