IV. Disputattion zwischen einem Chorherren und Schuchmacher. 45 
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den stet in geistlichen Rechten O. solite de majoritate et obedien- 
tia: sie bedeuten die Sonn, und der weltlich Gewalt bedeut den 
Mon; deshalb ist der Bapst vil mechtiger dann der Keiser, 
welcher im sein Füß küssen muß. 
Sch. Ist der Bapst ein solcher geweltiger Herr, so ist er 
gewislich kein Stathalter Christi. Wann Christus spricht Joan. 
am XVIII: „Mein Reich ist nit von diser Welt“, und Joan. VI 
floch Christus, da man in zum König machen wolt. Auch sprach 
Christus zu seinen Jungern Luce XXII: „Die weltlichen Künig 
'Oherschen und die Gewaltigen heißt man gnedige Herrn, ir aber 
nit also; der Gröst under euch sol sein wie der Jüngst und der 
Fürnemst wie der Diener.“ Deshalb der Bapst und ir Geist— 
lichen seit nur Diener der christlichen Gemein, wo ir anders aus 
Got seit; derhalb mag man euch wol strafen. 
Ch. Ei, der Bapst und die Seinen sein nit schuldig Gottes 
Geboten gehorsam zu sein, wie in geistlichen Rechten steht O. so- 
lite de majoritate et obedientia. Aus dem schleußt sich, daß 
der Bapst kein Sünder ist, sonder der Allerheiligist: derhalb ift 
er unstrafbar. 
Sch. Es spricht Johann. J Canonica J: „Wer sagt, er sei 
on Sünd, der ist ein Lügner.“ Deshalb ist der Bapst ein Sünder 
oder Lügner, und nicht der Allerheiligist, sonder zu strafen. 
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Ch. Einem Schuster zimpt mit Leder und Schwerz umb— 
85 zugen und nicht mit der heiligen Schrift. 
Sch. Mit welcher heiliger Geschrift wolt irs beibringen 
einem getauften Christen, nit in der Schrift zu forschen, lesen, 
schreiben? Dann Christus sagt Johannis V: „Durchsucht die Gschrift, 
die gibt Zeugnis von mir.“ So spricht der Psalmist I: „Selig 
90 ist der Man, der sich Tag und Nacht übet im Gesetz des Herrn.“ 
So schreibt Petrus in der ersten Epistel am III: „Seint alle Zeit 
urbitig zu Verantwortung Jederman, der Grund fodert der Hof— 
nung, die in euch ist.“ So leret Paulus die Epheser am VI. 
fechten wider den Anlauf des Teufels mit dem Wort Gottis. 
61 Anfang des betreffenden Artikels der Decretalen. — 62 Gewalt 
msc. — 80 1. Brief Joh. Cap. 1V. 8fl. — 83 Der Chorherx hält wenigstens 
den Papst für unantastbar, tadelt das Ausschreien, die Offentlichkeit und 
erklärtes vor allem für unerlaubt, daß ein Laie dies tue. Der Schuster 
antwortet stets mit einer Bibelstelle. — 85 umzugeben. — 9 seint. 
seid. — 92 urbitig, erbötig, bereit. 
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