Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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„Darf ich hoffen, daß mir mein Eindringen verziehen ist, 
sollte ich das hohe Glück haben, in Nürnberg das gnädige 
Fräulein wieder zu sehen?“ fragte er leise. 
Helena Elisabeth antwortete nicht gleich, aber sie reichte 
dem bersten errötend die Hand zum Abschiede, und dieser ver— 
meinte einen leisen Druck derselben zu verspüren. 
„Leben Sie wohl, mein Herr. Vielleicht auf Wiedersehen.“ 
Noch eine tiefe Verbeugung Schlippenbachs und dann wollte 
er zu dem Pförtchen im Turm zurückeilen. 
„Der Herr Oberst können ja diesmal lieber zur rechten 
Pforte sich bemühen, dann kennen Sie doch beide,“ rief ihm 
Brigitte zu und wies ihn durch eine Handbewegung mit schnippischer 
Miene zurecht. 
„Sie find doch mein guter Geist,“ neckte Schlippenbach 
zurück. „Erst das gastliche Willkommen und nun der freundliche 
Abschied. Gewiß darf ich auch ferner auf ein liebenswürdiges 
Entgegenkommen rechnen.“ 
Nochmals grüßte er herüber und wandte sich dann der Thür 
zu, die ihm Hans diensteifrig und respektvoll öffnete, dabei eine 
möglichst militärische Haltung annehmend. 
„Alter Soldat?“ fragte Schlippenbach. 
„Zu Befehl, Herr Oberst, ehemals Gefreiter beim Regiment 
Smaland zu Pferde, bei Lützen verwundet und dann verabschiedet.“ 
„So, so, alter Kamerad!“ nickte Schlippenbach und ließ ein 
Geldstück in des Alten Hand gleiten, wobei er ihn scharf ansah. 
„Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ 
„Zu Befehl,“ grinste Hans und zwinkerte listig mit den 
Augen. 
Die beiden hatten sich verstanden! 
Brigitte aber stemmte die Hände entrüstet in die Seiten, 
als der Offizier verschwunden war, und rief empört aus: „Nein, 
solche Unverschämtheit ist mir denn doch noch nicht vorgekommen. 
Warten Sie nur ab, junger Herr, Sie sollen sich über das 
Entgegenkommen Ihres guten Geistes aber wundern.“ Zu Helena 
Elisabeth gewendet fuhr sie dann ärgerlich fort: „Und Du 
scheinst Dich ja herrlich mit dem Herrn Schweden, diesem Ver—⸗ 
teidiger der reinen Lehre, unterhalten zu haben, Ihr habt ja 
wohl recht viel über das Evangelium gesprochen. Ich kenne aber 
meine Pflicht und werde dies Zusammentreffen gleich dem ge— 
strengen Herrn Freiherrn melden.“
	        
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