Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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„Gewiß, es wird mir eine Freude sein, den Herrn Leutnant 
Lund nach so vielen Jahren wieder zu begrüßen und ihm zu 
seiner Beförderung und seiner Verlobung Glück zu wünschen.“ 
Natürlich mußte Brigitte ihrem Liebling ganz genau erzählen, 
wie alles gekommen sei, und bald saßen die beiden in der letzteren 
Gemach zusammen und plauderten. 
Die aufrichtige Freude über das späte Glück der treuen 
Pflegerin ihrer Kinderjahre hatte Helena Elisabeths bleichen 
Wangen ein frischeres Rot verliehen, das über ihren leidenden 
Zustand augenblicklich zu täuschen vermochte; ja trotz ihres herben 
Seelenschmerzes versuchte sie mit ihrer alten Freundin zu scherzen. 
„Siehst Du, Brigitte, die Prophezeiungen über die Braut 
haben sich doch auf Dich bezogen. Wie freue ich mich, daß Deine 
Katze recht hatte und Du nun so glücklich bist!“ 
„Ja Kindchen, es ist freilich ein großes Glück für mich 
alte Person, größer als ich es sagen kann, doch ein bitterer 
Tropfen ist darin, weil ich von Dir fortgehen muß. Aber so 
lange Du in Nürnberg bleibst, verlasse ich seine Mauern nicht. 
Das habe ich dem Pehr auch gesagt, und der ist ganz damit ein⸗ 
verstanden.“ 
„Nun, da wirst Du wohl für immer hier bleiben; denn die 
Eltern werden gewiß nie nach der alten Heimat zurückkehren 
können, und wie sollte ich da Nürnberg verlassen?“ 
„Kind, hat meine Katze recht geweissagt, so werden Deine 
Schuhe auch nicht lügen. Du verläßt ebenfalls bald das 
elterliche Haus, und das kann nur dann eintreten, wenn Du 
einem geliebten Manne als seine ehrsame Hausfrau folgst.“ 
Helena Elisabeth lächelte trübe. „Nein Brigitte, das wird 
nicht eintreten; denn ich werde nie heiraten.“ 
„Du lieber Gott, das sagen wir alle, ehe nämlich der Rechte 
kommt. Noch gestern würde ich wohl eine deutliche Antwort 
demjenigen gegeben haben, der mir erzählt, ich würde noch freien. 
Und heute! Ja, Irren ist menschlich. So ist es mir auch mit 
einem andren gegangen, den ich erst für einen faden, unver— 
schämten und eingebildeten Menschen hielt, und was für ein ernster, 
uquiger und lieber Mensch ist doch der Oberst von Schlippen⸗ 
ach, der —“ 
Helena Elisabeth war aufgesprungen, alles Blut war aus 
ihren Wangen gewichen. „Brigitte,“ rief sie so heftig, daß die 
Beschließerin zusammenfuhr, „ich bitte Dich ein für allemal, 
diesen Namen in meiner Gegenwart nicht zu nennen.“
	        
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