Volltext: Die Schweden in Nürnberg

134 
die Zornader auf seiner Stirn rot. So eilte er denn, den 
Getreuen zu rufen, um eine schlimmere Scene zu vermeiden, als 
die nun unvermeidlich folgen mußte. 
Nach wenigen Minuten kehrte Schlippenbach zurück, und nach 
ihm trat in strammer Haltung, aber mit einem Gesicht, als ginge 
es dem grimmigsten Feind entgegen, der Gerufene ein. 
Kaum hatte Brigitte ihn erblickt, als sie laut aufschreiend 
in einen Stuhl zurücksank. 
Verständnislos schaute Wrangel erst sie, dann den Wacht— 
meister an, in dessen Gesicht es merkwürdig zuckte. 
„Nanu, was bedeutet denn das?“ fragte er endlich. 
Aber Konrad machte sich sogleich zum Herrn der Situation. 
„Herr Pate, das ist eigentlich ein Brautpaar,“ erklärte er, 
ehe ein andrer zu Worte kam, „aber eins, das sich entzweit hat, 
vor 17 Jahren, um meinetwillen.“ 
„Um Deinetwillen?“ fragte Wrangel, aufs Höchste erstaunt, 
„da bist Du ja grade erst geboren.“ 
„Eben darum. Das ist aber eine lange Geschichte. Ich 
erzähle sie nächstens einmal dem Herrn Paten. Der Pehr aber 
liebt die Brigitte noch immer, sie will aber nichts mehr von ihm 
vissen, weil sie glaubt, er sei ein schlechter Kerl. Aber Herr 
Pate, bitte sagen Sie ihr doch, was der Pehr für ein Pracht—⸗ 
mensch ist.“ 
Wrangel dämmerte ein Verständnis auf. Er freute sich 
ehrlich darüber, dem verdienten alten Soldaten in Gegenwart 
seiner ehemaligen Braut eine ehrenvolle Anerkennung mitteilen 
zu können. 
Mit einer gewissen Feierlichkeit, die er bei offiziellen Ge⸗ 
legenheiten liebte und die im merkwürdigen Gegensatz zu seiner 
sonst rauhen Art stand, ging er auf Lund zu. Dicht vor dem 
alten Krieger blieb er stehen, holte aus seiner Tasche ein Dokument 
heraus und warf schnell einen Blick hinein. Dann reichte er dem 
Wachtmeister die Hand: 
„Pehr Knutson Lund, Ihre Majestät, unsere allergnädigste 
Königin und Herrin,“ hob er an und lüftete bei der Nennung 
dieses Namens seinen Hut, welchem Beispiel der Oberst folgte, 
in dessen Mienen, ebenso wie in denen Konrads, eine neugierige 
Spannung zu lesen war, „haben auf Antrag des Herrn Feld—⸗ 
marschallleutnants von Königsmark allerhöchst sich bewogen gefühlt, 
Sie in Anerkennung dreißigjähriger treuer Dienste zum Leutnant 
im Regiment vorgedachten Herrn Feldmarschallleutnants zu er—⸗
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.