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in ursächlichem Zusammenhang. Für einfache chemische Vorgänge ist dies
zutreffend; dagegen wirkt der Sauerstoff bei der Zerlegung der complicirten
organischen Verbindungen nur begünstigend !) für die von den Mikroorganismen
gelieferte Arbeit, indem er Schwefelwasserstoff oxydirt, Kohlenstoff in Kohlen-
säure, Stickstoff in salpetrige und Salpetersäure überführt.
Die dritte, die biologische Selbstreinigung der Flüsse birgt in sich die
Lebensäusserungen der Thier- und Pflanzenwelt des Wassers. Die höher
stehenden Wasserbewohner, wie Fische und dergleichen, betheiligen sich nur
in geringem Grade daran, stärker verunreinigtes Wasser meiden sie sogar;
von einer direkten Mitwirkung derselben kann man insoferne sprechen, als
thierische Abfallstoffe in frischem Zustande ihnen zuweilen als Nahrung dienen.
Eine wirksamere Thätigkeit entfaltet die Kleinfauna, welche ihrerseits aller-
dings wieder Nährmaterial für höherstehende Wasserthiere wird. In einem
engeren Zusammenhange mit dem Verschwinden mancher verunreinigender
Substanzen steht das pflanzliche Leben. Es ist bekannt, dass die chloro-
phyllhaltigen Pflanzen die gelösten organischen Stoffe, welche die Verun-
reinigung des Wassers herbeigeführt haben, nicht ohne Weiteres assimiliren
können; immerhin benutzen sie hierzu (wie hier vorweggenommen werden
soll) das durch Bakterienthätigkeit und Oxydationswirkung vorbereitete Ma-
terial. Sie verbrauchen also der Verunreinigung entstammende Bestandtheile
und geben weiterhin Sauerstoff an das Wasser ab, welcher in Wirksamkeit
tritt. Eine hervorragende Thätigkeit entwickeln vornehmlich die Algen, wie
Loew*) und Bokorny®) festgestellt haben. Vielleicht noch wirkungsvoller
sind die chlorophyllfreien Algen, da sie befähigt sind, gelöste organische
Substanz direkt aufzunehmen. Pfeiffer und Eisenlohr *) beobachteten
dieses Verhalten der Beggiatoen in der Isar, Die Wucherungen derselben
traten nurmehr 14 Kilometer unterhalb München bei Garching auf, sie ver-
schwanden mit der zunehmenden Reinheit des Wassers. Hieraus zogen die
Autoren den Schluss, dass diese Algenvegetationen auf das Vorhandensein
verunreinigender, organischer Substanzen angewiesen sind, welche sie als Er-
nährungsmaterial aufbrauchen. Die Betheiligung der Algen (und überhaupt
der niederen Flora und Fauna) ist neuerdings Gegenstand der Forschung auf
breiter Basis geworden; es darf erinnert werden an diesbezügliche Unter-
suchungen in der Elbe von Schorler °), im Rhein von Schenk 5), im Rhein
und der Havel von Spitta”), an die hydrobiologischen und hydrochemischen
Untersuchung der Vorfluthersysteme der Baeke, Nuthe, Panke und
Schwärze von Lindau, Schiemenz. Marsson, Elsner, Proskauer und
‘) Vergl. König: Die Verunreinigung der Gewässer PP- 1. Band S. 235.
‘) Archiv für Hygiene. Bd. XII S. 261.
*‘) Archiv für Hygiene, Bd. XIV S. 202,
‘) Archiv für Hygiene. Bd. XIV S. 196.
”) Zeitschrift für Gewässerkunde 1898, S, 251.
*) Centralblatt für allgem. Gesundheitspflege. Bd. XII. S. 365.
) Archiv für Hygiene, Bd. XXXVIL S 160