Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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abgelaufen ist, hingegen die Gonorrhoe der benachbarten Gänge noch residuirt 
und zur Neuinfection der Harnröhre führt. Nach diesen Richtungen hin 
dürfte wohl vollständige Uebereinstimmung allgemein vorherrschen. Auch in 
genetischer Beziehung bin ich durchaus der Ansicht, dass es sich bei diesen 
Processen um entwicklungsgeschichtliche Anomalien handelt und dass es bei 
aufmerksamer Betrachtung öfters gelingt, präformirte nadelstichgrosse Oeffnungen 
in der Orificialumgebung bei Hypospadikern und auch mit sonst normalen 
Urethralmündungen versehenen Personen aufzufinden, ohne dass eine Gonorrhoe 
der Urethra oder dieser Adnexe vorhanden ist. Diese Mündungen sind im 
letzteren Falle nur viel schwerer zu erkennen, da ihnen die durch die 
gonorrhoische Affection hervorgerufene Röthung, Schwellung, Eiterung aus 
der vergrösserten Oeffnung und Verdickung des gangartigen Gebildes abgeht, 
Im vergangenen Jahre habe ich nun kurz hintereinander 4 Fälle zu Gesicht 
bekommen, die bezüglich der Lokalisation, des Verlaufes etc. eine weitere 
Ergänzung dieses Erkrankungsprocesses darstellen und daher im Folgenden 
genauer von mir skizzirt werden sollen. 
Fall 1. 30jähriger Graveur, unverheirathet, hat niemals Gonorrhoe gehabt, 
auch zur Zeit besteht keine Urethralgonorrhoe. Circa 2 cm hinter dem freien 
Rand des Präputiums, das keine Röthung oder ödematöse Schwellung aufweist, 
befindet sich eine kleine, mehr als stecknadelkopfgrosse, Oeffnung, aus der 
gelbliches Secret hervorquillt, Von dieser Veffnung aus erstreckt sich auf der 
Unterfläche des penis genau dem Verlauf der Raphe penis entsprechend 
ein circa 2'/, cm langer, nicht gerötheter, auf Druck nicht empfindlicher, aber 
derb strangartig fühlbarer Gang, der mit einer kleinen punktförmigen Mündung 
schliesst, Aus letzterer lässt sich auf Druck gleichfalls Eiter exprimieren, Nach 
den Angaben des Patienten besteht der Gang seit circa 3 Wochen, der letzte 
Coitus hat vor circa 4 Wochen stattgefunden. Die mikroskopische Untersuchung 
des Eiters ergiebt massenhaft Gonococcenhaufen, theils in Eiterzellen einge- 
schlossen, theils freiiegend. KExstirpation des Ganges, Nach etwa 8 Tagen 
Patient geheilt entlassen. Urethralgonorrhoe ist, wie auch eine spätere Unter- 
‚suchung ergiebt, nicht aufgetreten, 
Fall II. Chemiker aus A, ledig, seither in sexueller Beziehung stets 
gesund, bemerkt seit circa 5 Wochen eine spärliche, seröse Absonderung an der 
Unterfläche des penis, Der den Patienten behandelnde Militärarzt erklärte die 
Erkrankung für nicht venerischer Natur, die verordneten antiphlogistischen Um- 
schläge führten keine Veränderung herbei. Die Besichtigung ergiebt genau die 
gleichen Verhältnisse als im Falle I, nur war das gangartige Gebilde 
weniger verdickt, also dünner und zarter. eine Oeffnung war nur nach dem 
Präputialrande hin sichtbar, nach dem Scrotum zu der Gang geschlossen, die 
Secretion ‚war sehr gering und nur auf Druck kam ein kleines Tröpfchen 
ılüssigen Secrets, das spärlich Gonococcen enthielt, zum Vorschein. Bemerkens- 
wert) war, dass der Patient niemals eine starke Eiterung oder eine wesentliche 
Schwellung beobachtet haben will; bezüglich des letzten Coitus und des Auf- 
tretens des Processes sind die Angaben unbestimmt Exstirpation. Heilung. 
Harnröhre frei von Gonorrhoe, 
a Fall IIE Fabrikant, ledig. vor einem halben Jahre nach geheilter Gonorrhoe 
2. CGonorrhoe) von mir entlassen, seitdem gesund. Der Patient consultirt mich 
wegen eines Ulcus molle im sulcus coronarius. Gonorrhoe scheint geheilt zu 
‚ein, In Zwischenräumen vorgenommene dreimalige TFilamenten-Untersuchung tnur
	        
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