Full text: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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Operationen überhaupt nicht gemacht, auch nicht bei Placentarlösungen ; eine 
nachtheilige Folge habe ich hievon nie gesehen. Ich bin mir wohl bewusst, 
mich mit Klinikern in direkten Widerspruch zu setzen, allein die Erfolge 
meiner Praxis sprechen für meine Methode. An Sepsis habe ich unter all 
meinen Entbindungen drei Frauen verloren; bei einer dauerte die Entbindung 
bereits drei Tage, als ich wegen hohen Fiebers behufs Forceps am hoch- 
stehenden Kopfe zugezogen wurde; der 2. Fall betraf eine künstliche Früh- 
geburt, bei der eine alte Hebamme hinter meinem Rücken binnen zwei Tagen 
17 mal! innerlich untersucht hatte (1891); der 3. Fall war eine Placenta 
praevia, die nach Wanderung durch die Hände zweier anderer Collegen und 
zweier Hebammen mir behufs Wendung nach erfolgloser Tamponade zuge- 
schickt wurde. Zur Begründung, dass ich nie ausspüle, sage ich einfach: es 
gelingt nicht, Keime von der platten Hand durch Abspülen mit 10 Liter 
Lysollösung zu entfernen; wie soll es denn möglich sein, durch eine Aus- 
spülung mit ev. 2 Liter einer desinficirenden Flüssigkeit aus sämmtlichen 
Buchten, Rissen und Risschen post partum die Keime und gerade die infek- 
tiösen Keime von der riesig grossen Fläche des Geburtskanals zu entfernen. 
Man schleppe keine Keime ein, dann braucht man keine zu entfernen, Fieber 
bei Blenorrhoe nach Forceps habe ich mehrmals erlebt, schwere puerperale 
Erkrankungen darnach aber nie, 2 
Zur persönlichen Desinfektion, auf die entschieden das grösste Gewicht 
zu legen ist, verwende ich erstens heisses Wasser, Seife, Bürste; dann heisse 
1°/yo Sublimatlösung, schliesslich noch einmal heisses Wasser und Bürste; 
Spiritus habe ich in der Stadtpraxis bei meinen Entbindungen nicht in An- 
wendung gebracht. Es kommt meines Erachtens viel darauf an, wie über- 
haupt die Hand des Operateurs beschaffen ist. Ich selbst erfreue mich einer 
ausserordentlich feinen, weichen und zarten Haut, die durch keine Wasch- 
procedur u. s. w. angegriffen wird und glaube auch diesem Umstande meine 
guten Resultate zuschreiben zu dürfen. 
Die Instrumente führe ich stets fix und fertig von zu Hause zum Ge- 
brauche in einer waschbaren Segeltuchtasche mit mir. Zange, Cranioklast, 
Nähzeug etc. ist alles in getrennten sterilen Tüchern verpackt; wickle ich ein 
solches Packet auf, dann habe ich sofort einen Tisch mit steriler Unterlage 
und alles ist gebrauchsfertig. Narkose wende ich an, soweit es verlangt wird 
oder mir nöthig erscheint; leichte Beckenausgangszangen habe ich stets ohne 
Narkose erledigt. Mehrmals aber habe ich bei schweren Zangengeburten, die 
:jefe Narkose nöthig machten, recht unangenehme Nachblutungen erlebt; 
ein Cervixriss war hiebei mit Sicherheit auszuschliessen. 
Ausser bei Pluriparen und besonderen Geburtshindernissen --- Vorder- 
hauptslage u. Ss. W. nehme ich die Zange immer vor dem Durchschneiden 
des Kopfes ab; hebe den Kopf nicht mit der Zange aus der Schamspalte 
heraus, sondern entwickle ihn mit dem Ritgen’schen Handgriff unter ev. ge- 
eignetem Mitpressen der Frau. Dadurch gelang es mir, von den letzten 62 
Zangen, bei denen ich es venauer notirte, 31 ohne den geringsten Riss
	        
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