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beabsichtige. Meine Kräfte gehören dem Vater—
lande, und nie will ich Gutes vergessen, was mir
von Menschen erwiesen worden ist.
Für den König, meinen Vater, hege ich eine
tiefe, ehrfurchtsvolle Liebe, die Tugenden der
Königin, meiner Mutter, sollen mir unvergeßlich
sein und das Andenken der Verklärten stets in
meinem dankbaren Herzen wohnen. Allen Mit—
gliedern meiner Familie gelobe ich treue Ergeben—
heit, und der Verfassung des Staats unterwerfe
ich mich in allen Stücken.
Den Pflichten des Dienstes will ich mit Pünkt—
lichkeit nachkommen und meine Untergebenen mit
Ernst zu ihrer Schuldigkeit anhalten, aber ihnen
mit Liebe begegnen. Ich achte es viel höher, ge—
liebt als gefürchtet zu werden. Ich will unablässig
an der Verbesserung meines Herzens arbeiten.
Ich will niemand beleidigen und kränken. Ver—
derbte Menschen und Schmeichler will ich entschlossen
von mir weisen, die geradesten, aufrichtigsten sollen
mir die liebsten sein. Die will ich für meine wahren
Freunde halten, die mir die Wahrheit sagen, wo
sie mir mißfallen könnte.“
Was der Prinz damals, in einer feierlichen Stunde seiner
Jugend, vor Gott und Menschen gelobte, das hat er sein ganzes
Leben lang, als König und Kaiser gehalten bis zum letzten
Atemzuge.
2. Der Prinz von Preußen.
1815 1858
Auf die Stürme der napoleonischen Zeit folgten in Deutsch—
land fünfzig Jahre der Ruhe, in welchen sich die Menschen den
Arbeiten des Friedens hingeben und nach der bitteren Not des
Krieges die Segnungen des Friedens genießen konnten. Deutsche