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Arosa und mein Bergleben.
sich das Wasser, über sich das harzduftende,
schattige Gezweig! Die Damen sind beim
gleichförmigen Takt der Ruder eingeschlummert.
Da, der erste Weckruf, wir sind ins Wurzel-
geflecht der Bäume geraten, nun der zweite,
irgend ein Wassermann hat Wasser ins kleine
Boot gezaubert. Die Damen schreien, aber all’
ihr Zeter und Mordio tropft an unseren unschul-
digen Gesichtern nieder wie das Seewasser an
ihren hellen Gewändern. Es geht weiter, und
alles ist wieder gut. Flinke Forellen spielen
vergnügt im Sonnenscheine, und schlankkräftige
Arme, an denen funkelnde Tropfen niedergleiten,
suchen sie zu haschen.
Heut in aller Frühe den Bergstock zur Hand
und dem Schafrücken zu. Soll er doch Blumen-
freunden eine Fülle des Seltnen und Schönen
bieten, besonders schimmernde Edelweisssterne,
womit er wie übersät sein soll. Der Weg führte
uns zuerst durchs Welschtobel, von wo der Berg
jäh aufsteigt. Das junge Volk, voran die Damen,
stieg munter vorwärts; es wurde immer steiler,
und das Herz klopfte mir bis in den Hals hinauf.
Aber endlich hatten wir die erste Höhe des
Berges erreicht. Welche Blumenpracht! Welches
Leben hier oben zwischen den Felsen! Wie
schwer ihr Kampf ums Dasein! Und doch ein
Blühen! Wie schimmernde Edelsteine den Felsen