Arosa und mein Bergleben, 57
Tannen wird Anprobe gehalten. Da Nagelschuhe
keine Ballstiefeletten und letztere nicht passend
aufzutreiben sind, haben meine Schlafschuhe
die Ehre, heut mitzutanzen. Und nun lauschen
wir dem seelenvollen und munteren Spiel. Das
Konzert ist gut besucht; der lustige Basler
schreibt den Erfolg nicht zum mindesten der
geliehenen Hose zu. Der darauf folgende Ball
beginnt mit einem Schottisch, den die Schweizer
lieben, und alle ärztlichen Verbote und alle guten
Vorsätze schwinden bei den munteren Weisen.
Die Schotten tanzen ihn in seiner ursprünglichen
Form: das ist ein Fliehen und Haschen und ein
Werben, dass man mit Vergnügen zuschaut und
in den Beinen ein Kribbeln und Krabbeln ver-
spürt und mitfliegen möchte. Von meinen beiden
Freunden sehe ich heut nichts mehr 3 sie sind
mitten drin in der Tanzfreude, kaum, dass die
Geige sich rührt, fliegen sie auch schon durch
den Saal. Unter den Damen wird gekichert;
gewiss haben sie mitten unter den Lackstiefeln
die eigenartigen Ballschuhe bemerkt. Aber einen
grossen Künstler rührt das weiter nicht. Eine
lustige Schweizerin hat sich heut vorgenommen,
den Bassspieler umzutanzen; sie will sich rächen
für die schmachtenden Blicke, die er ihr aus
seinen Glutaugen immer zugeworfen hat. Die
Damen nennen ihn das Püppchen, weil er