In der treudeutschen Reichsstadt. 5
artig schieben sich die Häuser vor, in deren tiefen
Schatten manch Patriziersohn mit seinem Schätz-
lein ungestört kosen konnte, ohne vom tutenden
Wächter erspäht zu werden. Jedes Haus hat seine
Chörlein, seine Erker und seine Steinfiguren. Über
allem webt und schwebt der Odem einer ruhm-
und ehrenvollen Vergangenheit, die frische Morgen-
\uft altdeutschen Lebens,
An der Königsstrasse ist die Lorenzkirche mit
zwei schlanken Türmen; zwischen denen sich die
reichgeschnitzte mit Bildwerken verzierte Haupt-
thür befindet, worüber die berühmte Rose, ein
9 m im Durchmesser zählendes prachtvolles
Rundfenster im herrlichen Giebelwerk. Innig-
ergreifend, wie eine alte fromme Weise, als Ver-
mächtnis heiliger Liebe und Glaubenstreue unserer
Altvordern steigt das Bauwerk himmelan. Und
wie überwältigend ist sein Inneres! Von schlanken
Säulen getragen, wölbt sich, einem Walde gleich,
der gotische Bau, und durch die in Farbenglut
strahlenden Fenster dringt gedämpft das Sonnen-
licht herein.
Hier ist das Sakramentshäuschen, ein Meister-
werk Adam Kraffts. Das gotische Türmchen wird
von den knieenden lebensgrossen Figuren des
Meisters und zwei seiner Gehilfen getragen. Aus
der Dornenkrone herauswachsend, strebt es einer
Blume gleich, mit reichem Blätterwerk, bis ans