Volltext: Hans Sachs und andere Dichter des 16. Jahrhunderts

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I. 
Einleitung. 
21 
wo er seine ersten Versuche als Fabeldichter machte. Als 
Landgraf Philipp von Hessen die Reformation in seinen 
Landen durchführte, war Alberus für die Gestaltung des 
neuen Kirchenwesens als Pfarrer zu Sprendlingen im Ländchen 
Dreieichen thätig; elf Jahre (1628 —89) wirkte er hier 
segensvoll. Seitdem beginnt seine Wanderzeit, die ihn nir— 
gends zur Ruhe kommen läßt; seine schroffe dogmatische 
Stellung macht ihn zu einem „exsul Christi.“ Zunächst 
war er Hofprediger bei dem Kurfürsten Joachim II. von 
Brandenburg; da er aber nach Luthers Rat in Anspielung 
auf seinen Ramen „albern“ d. h. gerade heraus predigte, 
mußte er diese Stelle bald mit einer Pfarre in Branden— 
burg vertauschen. Siebenmal ist er dann seines Glaubens 
wegen vertrieben worden; die Belagerung Magdeburgs 
— mit⸗ 
erlitten. Am Anfang des Jahres 1553 wurde er als General—⸗ 
superintendent nach Neubrandenburg in Mecklenburg be— 
rufen, starb aber daselbst bereits am 5. Mai desselben 
Jahres. 
E. Alberus wurzelt mit allen Fasern seines Wesens 
in seiner schönen hessischen Heimat, dem Taunus und dem 
Odenwald; fast alle seine Fabeln hat er in diese Landschaft 
verlegt, die er in entzückender Weise schildert; seine Fabeln 
erhalten durch dieses lokale Kolorit ihre eigenartige Frische 
und Lebendigkeit. Der Dichter hat seine 49 Fabeln in dem 
„Buch der Tugend und Weisheit“ 15850 in Frankfurt 
erscheinen lassen. Mehr noch als bei Waldis gestaltet sich 
bei ihm jede dieser Fabeln zu einem kleinen Tierepos, doch 
ist es nicht breite Redseligkeit, die diese Ausdehnung her⸗ 
vorruft, fondern seine außerordentliche Fähigkeit, einen an 
sich einfachen Stoff zu einem reichen und belebten Bilde 
zu gestalten. Eigenartige Frische erhalten seine Fabeln, wie 
schon bemerkt, zunächst meist durch die lebensvolle Schil— 
derung des landschaftlichen Hintergrundes, sodann aber be⸗ 
sonders durch die reizvolle Ausgestaltung des Details. So 
wird in seiner Bearbeitung der Äsopischen Fabel von der
	        
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