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was du verfprochen Haft, fo Fannft du von morgen früh
ab als SGejell bei mir arbeiten, Sieh nur zu, ob aud
die Meifterin damit zufrieden it,“
Hranz fah die Meifterin bittend an, aber fchon
bevor er ein Wort fprechen Konnte, fagte fie gutmütig:
„Wenn mein Cheherr für morgen euch zum Sefellen
annimmt, [o fann ih euch doch nicht heute fortfdhicden.
Nein, nein, Zhr mögt bleiben, und ich bin es zufrieden.
Über ih muß euch auch meine Bedingungen ftellen,
So hört denn. Wenn ih euch fo anfehe, da thut es
mir in der Seele weh, daß ihr keine Mutter kennen
gelernt habt. Ihr habt gar viel in euerm Leben ent:
behrt als Waife, und daß keine Mutter euch erzogen,
das merkt man in mandhen Stücen, So möchte ich
zuch denn eine Mutter fein und mandes nachholen, ob-
Ion e8 fpät ift.“
„DO gute, befte Frau Meifterin, fagte Yranz tief
gerührt, Laßt mich euer Kind fein.”
„Uber wie,“ fuhr Frau Kunigunde fort, „bedenkt
ihr aud), daß eine Mutter Volgfamfkeit und Vertrauen
von ihren Kindern zu verlangen hat? So folgt denn,
wenn id) euch rate; ich meine e8 gut mit euch. Flieht
die böfen Sefellfchaften, die f{Hon manden wadern
Sefellen zu Grunde gerichtet Haben. Aus der Gefell:
[haft und Sefpielfhaft erfennt man der Leut Eigen:
ihaft. — Nach diefem muß id) verlangen, daß ihr
Vertrauen zu mir faßt und alles mir fagt, was ihr