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„Ihr habt brav gehandelt, Lieber Meifter Sachs,“
fagie Gerr Spengler, „Wollte Gott, daß e8 Keine
fhlimmeren Schuldner gäbe! Aber wie oft haben
wir alle dem barmıherzigen Herrn ein Selübde gethan
und find die Erfüllung heut noch fhuldig, troßdem er
ung mandmal im Sewiffen gemahnt hat. Doch noch
eine Frage: was ift der Burfche wohl für ein Landes:
find und weldes Glaubens ift ev?“
„3 habe eigentlidh noch nicht darnad) gefragt,“
zntgegnete Hans Sachs, „da fein Zuftand zw leidend
mar, Aus dem Wanderbuche Habe ih aber erfehen,
daß der Burfche in Breslau geboren und auf feiner
Wanderfchaft weit und breit umhergeftreift ift. Ob:
glei er noch jung tft, fcheint doch fein Leben reich
an Übenteuern zu fein. Was feinen Glauben betrifft,
jo hat er in der Fieberhige Latholifdhe und ebangelifdhe
Sebete hHergefagt, und ih bin nicht ug daraus ge:
worden, auf welcher Seite er fteht. Was aber befon:
ders befremdlich ift, faft feltfam und unergründlich,
das ift ein BVerslein, das ev während des Fiebers
öfters hHerfagte und zwar mit lauter Stimme, wie ein
Meifterfänger in der Katharinenkirdhe, Das fcheint
mit feinen Erlebniffen und Abenteuern eng verflochten
zu fein, und ih felbft bin gefpannt, diefen Zufammen-
hang zu erfahren.“
„Nach welcher Melodie ift das VBerschen gedich-
tet,“ fragten neugierig einige Meifter, die der Sing-