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des Stieffhen Chepaars erfennen durften, wie {hon
auf Erden frommes WohHlthum Zinfen trägt.
Eines Tages, da Hans Sachs dur) eine neue
Hiobspoft wieder fAwer niedergebeugt war, trat der
reiche Gerber Zipfel bei ihm ein. „3hr habt jeßt
Pech, wie man Hört,“ fagte er mit rohem Lachen.
„Aber laßt cuch das nicht leid fein, Meifter Sachs.
Meine Ledervorräte mögt ihr einfiweilen als eudh ges
hörig betrachten, ’8 wird fi fpäter ja finden. Ich
werd’8 aushalten, und ihr werdet nicht zu forgen
haben. Hier find au noch Hundert Sulden, die ich
euch gern leihe, fo ihr des Geldes bedürft.“ — Chen
trat die Ihöne Katharina ing Zimmer und grüßte
Herrn Zipfel fdhüchtern und errötend. „Ih bin ein
reidher Mann,“ fuhr diefer fort, „und gerne teile ic
mit euch, was ich Habe, werter Meifter Sachs. Nur
eing fehlt zu meinem ©lüc, und das habt ihr, Lieber
Freund, gebt mir’8, ih bitt’ euch darum,“ —
Bei diejen Worten ergriff er Katharinas Hand
und füßte diefelbe, Der Jungfrau ftürzten die Zhränen
in die Augen, ihre Hand zitterte in der einigen.
Sie bedachte die traurige Lage ihrer guten Eltern,
warf einen Bli auf die gefüllte Geldbörfe, die Herr
Bipfel jet mit wichtiger Miene auf den Tifch legte,
und fprac nad einigen Augenbliden peinlihen Still
fchweigens mit abgewandtenı SGefiht: „IH müßte mid
fon fügen, wenn e8 meineg Vaters Wille wäre.“