—_— 146 —
Saft ebenfo geringfhäbig fprad) er über Nürnz
berg8 Bürgerfchaft. Selbft fein Meifter und deffen
Ehefrau waren nicht ganz nach feinem Sinn, „Oanz
treiflide Leute,“ meinte er, „aber doch befangen in
altväterijHden Sitten und Manieren, zu viel befcheidenes
Wefjfen gegen die Vornehmen, zu viel DBetens und
Singens. Ein Mann von dem Kufe unferes Meifters
muß ganz ander8 auftreten, nicht mit jedem armen
Schlucder freundfchaftlid) verkehren und nicht felbjt fo
viel mit hHantieren.”
Hranz Hatte e8 bereit® aufgegeben, diefe Anfichten
al8 gänzlid) verkehrte zu bekämpfen, oft genug hatte
er’8 gethan, jedoch ftet8 vergeblich.
„Und was Katharina anbetrifft,“ äußerte Georg
weiter in ftolzem Tone, „fo ift fie ganz unzweifelhaft
eine ausgezeichnete Jungfrau. Sie felbft ahnt KFauın,
wie fhön, gebildet und fittig fie ift. Mein ganzes
Herz hängt an ihr, und ih werde e8& nicht verfhmähen,
fie zu meiner Frau zu wählen. Freilidg muß fie in
Augsburg fi au nod) fehr ändern, denn fie ift
gleichfalls zu fhüchtern und zu demütig, mas bei einer
Nürnbergerin wohl angehen mag, aber nicht bei einer
Augsburgerin.“
Solche Reden mochte denn endlich Franz gar nicht
mehr anhören, er 30g fig mehr und mehr von dem
ftoßzen, hochfahrenden Sefellen zurück und betrauerte
nur fchmerzlidh, daß Katharina gar zu wenig fein