Volltext: Drei Fastnachtspiele

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Hans Sachs: Ausgewählte Gedichte. 
Damit reichte der Herr seinen Stab 
Dem Petrus und ihn in seine Hände gab; 
Petus war drob gar wohlgemut, 
Däucht' sich für die Herrlichkeit sehr gut. 
Indem kam her ein armes Weib, 
Ganz dürr, mager und bleich von Leib, 
Barfuß in einem zerrissenen Kleid, 
Die trieb ihre Geiß hin auf die Weid'. 
Da sie mit ihr auf den Kreuzweg kam, 
Sprach sie: „Geh' hin in Gottes Nam'! 
Gott behüte und beschütze dich immerdar, 
Daß dir kein Übel widerfahr' 
Von Wölfen oder Ungewitter, 
Denn ich kann wahrlich ja nicht mit dir, 
Ich muß arbeiten um Tagelohn, 
Heute abend ich sonst nichts zu essen hon“ 
Daheim mit meinen kleinen Kinden. 
Nun geh' hin, wo du Weide thust finden, 
Gott, der behüte dich mit seiner Hand!“ 
Damit die Frau sich wieder umwandt' 
Ins Dorf; so ging die Geiß ihre Straß' 
Der Herr zu Petrus sagte das: 
Petre, hast du das Gebet der Armen 
Gehört? Du mußt dich ihrer erbarmen, 
Weil ja den Tag bist Herrgott du; 
So stehet dir auch billig zu, 
Daß du die Geiß nehmest in deine Hut, 
Wie sie von Herzen bitten thut, 
Und behütest sie den ganzen Tag, 
Daß sie sich nicht verirr' im Hag, 
Nicht falle noch mög' gestohlen wern?, 
Noch sie zerreißen Wölfe und Bären, 
Daß auf den Abend wiederum 
Die Geiß unbeschädigt heim kumm' 
Der armen Frau in ihr Haus. 
Geh' hin und richt' die Sache wohl aus.“ 
Petrus nahm nach des Herren Wort 
Die Geiß in seine Hut an dem Ort 
Habe. 
Werden.
	        
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