Volltext: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

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2. 
Weniger, vielleicht gar nicht, läßt sich die Hand des Meisters in 
dem fünfzig Fuß hohen Gehäuse in der Martinskirche zu Schwabach y 
südlich von Nürnberg) erkennen, obwohl es der Tradition nach, die 
von mehreren Kunstkennern bekräftigt wurde, unter den Werken Kraffts 
angefüͤhrt wird). (Tafel IV, 3.) Jede urkundliche Nachricht fehlt. Zwar 
soll ein Vertrag existiert haben, der aber schon lange verschwunden ist! 
Diese Aussage möchte ich aber doch für sehr fraglich halten. Nach dem 
am Fuße des Tabernakels befindlichen Wappen der Rosenberger, 
die große Summen für den Kirchenornat anwandten, zu schließen, 
muß es eine Stiftung eines Gliedes dieser Familie?) sein, und wie 
die Jahreszahl unter dem mittleren Relief des Gehäuses angiebt, 
war es im Jahre 1505 vollendet. Dieses bequeme Datum und 
die Nachricht Neudörffers, Krafft sei im Spital zu Schwabach 1507 
gestorben, mögen verleitet haben, es zu den sicheren und unumstößlichen 
Werken Kraffts zu zählen. Auch wollten einige in der vordersten, mit 
einer Kappe bedeckten Gestalt am Sockel, deren Kopf in der elendesten 
Verrenkung und unmöglichsten Haltung zurückgebogen ist, die Züge 
des Meisters erkennen! Das ist eben eine Ansicht, die zu nichts 
führte). In dem Friese, der sich unter dem Kasten hinzieht, sind un— 
zusammenhängend Daniel in der Löwengrube, eine Sonne, ein Mond, 
das Tuch der Veronika und als Symbol des Opfertodes Christi 
ein Pelikan, mit seinem Blute seine Jungen nährend, das letztere 
ziemlich schlecht, dargestell.. Zu den Seiten der Gitter und der 
Reliefs stehen Heilige und Engel, die teilweise gleiches Aussehen haben 
und aus dem Rahmen der Krafftschen Typen herausfallens). Die 
) Nach dem Chronicon Suabacense von Heinr. v. Falkenstein 1740, p. 32, 
wurde der Grundstein zur Kirche 1480 gelegt; nach Wolfgang Petzolds Chronik 
der Stadt Schwabach (1864) wurde der Grundstein zur Kirche 1469, der zum Turm 
4471 gelegt. 1495 wurde sie vom Bischof Wilhelm von Eichstedt, in dessen Sprengel 
damals Schwabach lag, geweiht. 
2)) Schorrsches Kunstblatt 1888 Nr. 6138. Doppelmayer führt es nicht unter 
Kraffts Werken auf, wie behauptet wird. 
2) Das Wappen des Münzmeisters Hans Rosenberger (1510 gestorben) und 
jeiner Gemahlin, Dorothea Keßlinger, Kanzlerstochter von Bamberg. Hans Rosen⸗ 
berger stiftete auch der Kirche einen Altar. 
9 F. C. Martini (rechtsk. Bürgermeister) im Schorrschen Kunstblatt 1853 will 
das Portrait Kraffts in dem 40 Fuß hohen in einer Säulenhalle angebrachten 
Brustbild (132/23 Fuß groß) eines betagten Mannes sehen! 
9) Der Heilige auf der linken Seite des Kastens mit dem pausbackenen kind⸗ 
lichen Gesicht hat mit den Figuren Kraffts nichts gemein. Auf der anderen Seite 
ist Johannes der Täufer dargestellt.
	        
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