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gleichzeitig mit den drei Gitterthüren von kostbarer Schmiedearbeit, für
die ein Meister Friedrich 20 fl. bekam, angefertigt sein. Außer den
770 fl. machte Hans Imhoff d. ä. am 17. März 1496 dem Weibe
Adam Kraffts eine Schenkung in Gestalt eines Mantels, der 6 Gulden,
2 Schilling und 6 Heller kostete.)
Am Pfeiler zur Rechten des Hochaltars zieht sich das Meisterwerk
turmartig bis zu einer Höhe von etwa 64 Fuß?) hinauf und endigt,
indem es der Wölbung der Decke folgt, in einer gebogenen Spitze,
ihnlich einem Krummstabe. Man könnte sich denken, daß, wenn die
Deckenwölbung entfernt würde, es wie eine Pflanze, vom Tau erquickt,
dem Morgenlichte sich entgegenstrecken und so erst in seiner ganzen
Größe erscheinen würde. Beim Anblick dieses Kunstwerkes überkommt
den Beschauer ein Staunen, wie es möglich war, es aus Stein so
leicht und zierlich aufzubauen, daß jedes Türmchen, die Kreuzblumen
und das Rankenwerk aus Stein gewachsen zu sein scheinen.
Auf einem Sockel (Taf. IV, 1. 2) mit dem verlangten Gang darum,
den vier Stützen und die lebensgroßen Gestalten des Meisters und
zweier Gesellen tragen, und den ein fein durchbrochenes gotisches Ge—
länder mit den Wappen des Stifters und seiner beiden Frauen Mar—
garethe Neuerding und Ursula Lemmlin und mit acht Heiligen an den
Ecken, wie Laurentius, Sebaldus, Nikodemus, Leonhard, umschließt,
ruht das eigentliche Ciborium mit drei großen, durch Gitter von
schönster Schmiedearbeit verschlossenen Offnungen. An den vordersten
Ecken des Ciboriums erblickt man in den Gestalten der Maria und
des Engels Gabriel, deren schöne Gewandung Bewunderung verdient,
den englischen Gruß und an den beiden hinteren Ecken Moses mit der
Gesetzestafel und Jacobus Minor. Über diese vier Gestalten wölben
sich teils mit Türmchen, teils mit kleinen Heiligen geschmückte gotische
Baldachine, die wie das ganze Werk in einer gebogenen Spitze endigen.
Über der mittleren Thür schaut Gott Vater aus einem Gewölk herab.
Über dem Weihbrotkasten sind drei herrliche Reliefs angebracht, vorn
das Abendmahl und zu den Seiten der Olberg und der Abschied Christi
von seiner Mutter und Magdalena. Ein hervorragender Kranz von
phantastischem Rankenwerk und Türmchen mit krönenden Kreuzblumen,
die von technischer Seite betrachtet die größte Bewunderung verdienen
und geradezu das Material, aus dem sie gemacht sind, verleugnen,
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) Diese beiden Nachrichten aus dem Geheimbüchlein Hans Imhoffs.
3163 Fuß 6 Zoll.