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Noch ist zu erwähnen, daß der chemalige Königsberger Professor
der Kunst- und Litteraturgeschichte Ernst August Hagen) im Jahre 1829
seine Norika herausgab, in der er in novellistischer Form von den
Nürnberger Künstlern erzählt. In seiner Vorrede hebt er besonders
hervor, daß seine Aufmerksamkeit auf die Kunstgeschichte Nürnbergs ge—
lenkt wurde durch eine von ihm entdeckte Handschrift des Frankfurter
Kaufmanns Jacob Heller?), der sich im Anfange des sechzehnten
Jahrhunderts längere Zeit in Nürnberg aufgehalten und Aufzeichnungen
über die damaligen Künstler gemacht habe. Diese Handschrift habe er
benutzt. Um ganz glaubwürdig zu erscheinen, fügt Hagen ausdrücklich
hinzu, daß sich die Handschrift in der Bibliothek der Königsberger
Hochschule befinde, und daß er sich genötigt sah, „die Pflicht eines
rechtgläubigen Herausgebers zu verletzen“, da in dem Manuscript
„vieles zwei-dreimal ohne allen Grund wiederholt“ sei, daß „nirgends
sich ein Streben nach Einheit, am wenigsten in der Art der Schreibung“
der Personennamen zeige, und daß er deshalb „nach dem Sinn“ ge—
lesen habe. Am Schlusse fügt er noch einen Brief Pirkheimers () vom
April 1525 an Jacob Heller bei, der sich ebenfalls in der Handschrift
befunden haben soll. Trotz dieser, man sollte doch meinen glaub—
würdigen Auseinandersetzungen ist die vermeintliche Handschrift eine
uns heutzutage nicht als zulässig geltende Fiction, die die Wirkung
einer Fälschung hat, was der ahnungslose Leser kaum vermuten kann!
Deshalb ist das Buch vom kunsthistorischen Gesichtspunkte wie eine
Dichtung zu behandeln und fällt für uns einfach fort.
2.
Da bis jetzt durchaus jede Nachricht über die früheste Thätigkeit
Adam Kraffts fehlt, und nur aus den siebzehn Jahren seiner Schaffenszeit,
) Geboren am 12. April 1797 zu Königsberg, studierte er seit 1816 Medizin,
die er bald mit Kunst- und Litteraturgeschichte vertauschte. Seit 1824 hielt er
darin Vorlesungen in Königsberg. Daneben war er als Dichter thätig. Viele
von seinen Gedichten befinden sich im westpreußischen Musenalmanach. Goethe,
der im Alter nur das Bedeutendste gelten ließ, empfahl sein romantisches Gedicht
Olfrid und Lisena (1820). Am 12. Februar 1880 starb Hagen in seiner Vaterstadt.
) Jacob Heller ist der Stifter jenes berühmten, von Albrecht Dürer gemalten
Altarbildes (15809), das den Thomasaltar der Dominikanerkirche zu Frankfurt a. /M.
schmückte. Wahrscheinlich hatte er es bei einer Anwesenheit in Nürnberg selbst
bestellt, was aus Dürers Briefen an Jacob Heller zu vermuten ist (Cornill:
Jacob Heller und Albrecht Dürer, Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und
Altertumskunde zu Frankfurt a. M. 1871). Am 28. Auaust 1622 starb Jacob Heller.—