70 Sans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. IT.
Heinz Dötsch:
Nein, doch ich will dir nicht verhehlen,
Mein Weib, die Martsch, beschwört es klar,
Daß sie es nahm mit Augen wahr,
Wie unser Hahn flog in dein Haus
Und dann nicht wieder kam heraus.
Drum gebet meinen Hahn mir wieder!
Hermann Grampas:
Ja, ich bin frumm und ehrenbieder.
Gält' auch den Hahn gleich eine Kuh,
Ich stellt' ihn dir — wieder zu,
Falls er nur wär' in meinem Haus.
Doch mach' kein groß Gerede draus!
Wir haben sonst ein bös Geschrei;
Denn thut man eins, so sagt man zwei
Wollt' meine Frau verhehlen mir
Den Hahn, ich wollt' mit Fäusten ihr
Den Buckel kräftiglich zerbläuen,
Daß sie zwei Tage sollte schreien.
Ich geh' sie fragen, warte hier!
(Hermann Grampas geht hinaus.)
Heinz Dötsch spricht:
Geh'! Aus den Worten scheinet mir,
Du giebst dich selber wohl halb schuldig,
Sonst wärest du nicht so geduldig.
Kurz währt es, bis der Hahn sich finde.
Was kommt mein Weib denn so geschwinde?
Die Martsch, seine Frau, kommt und spricht:
Ach, lieber Heinz, Gott sei's geklagt,
Der Wahrsager hat mir gesagt,
Gefressen worden sei der Hahn
Von unserm Nachbar nebenan,
Derselbe hab' einen blonden Bart
Und stehle nach der Raben Art;
Wir würden zum Beweise finden
Die Federn auf dem Miste hinten.