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Auffassung, Maler in der Komposition. Seine Werke müssen in Nuͤrn⸗
berg sehr geschätzt gewesen sein, und sicherlich fand auch in fremden
Ländern nach ihnen Nachfrage statt, wie nach denen von Stoß und
Vischer. Vielleicht werden noch Arbeiten seiner Hand, vergessen und
unbeachtet, in irgend einem Winkel wieder aufgefunden.
Zwölftes Rapitel.
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Adam Krafft hinterließ keine Schule, wenigstens besitzen wir nach
seinem Tode keine Werke von Schülern, aus denen ein Hauch vom
Geiste des verstorbenen Meisters uns entgegen wehte. Sighart nennt
unter Kraffts Nachfolgern einen Meister Lorenz, der im Jahre 1498
das Sakramentshäuschen zu Krailsheim ausführte. Er mag einer
von den vielen gewesen sein, die nach dem großen Vorbilde in St.
Lorenz die Kirchen andrer Gegenden mit Tabernakeln schmückten ij.
Wie kam es nur, daß ein so bedeutender Meister keine Schüler
hinterließ, die wirklich in seinem Sinne weiter arbeiteten? Zwei Um⸗
tände verhinderten es. Einmal ging aus seiner Werkstatt kein Schüler
hervor, der in den angelernten Formen wirklich etwas Selbständiges
hätte hervorbringen können. Krafft habe, erwähnt Neudörffer, immer
nur einen rohen Bauernknecht zum Handlanger genommen und ihn in
seiner Weise unterrichtet, wobei die andern Gesellen auch etwas haͤtten
zulernen können“. Freilich dürfte dies kaum wörtlich zu nehmen sein,
denn die Werke beweisen am besten. daß er tüchtig ausgebildete und
) Bode schreibt in seiner Gesch. d. deutsch. Plastik p. 193, daß die Tafel über
dem Grabe des Ulrich von Wolfersdorf (1504) sich von den meisten Arbeiten der
gleichen Schule (Hainz Pfragner) in Eichsstätt durch die Bildung schlankerer
Figuren, weichere Behandlung des Fleisches, vornehmere Haltung unterscheidet.
Das Grabmal läßt sich den gleichzeitigen Arbeiten Kraffts an die Seite setzen
lsiehe auch: Joseph Schlecht, zur Kunstgeschichte von Eichsstätt).
) „Er war mit der linken Hand zu arbeiten gleich so fertig als mit der
cechten, hatte aber eine wunderliche Art an sich, daß er allemal einen groben
starken Bauernknecht zu einem Handlanger dingeteè; dem zeigte er alle Ding mit
höchstem Fleiß, als ob er sein Leben lang und beim Bauen auferzogen wäre,
durch solches Zeigen mocht ein anderer Gesell darneben etwas begreifen, war er
desto besser.“ Hierin mag Neudörffer zu weit gegangen sein wie mit dem „Mildern
und Gießen der harten Steine“. Das ist; viel wahrscheinlicher, daß Krafft sich
rzüchtige Gehilfen selber ausbildete, damit sie so arbeiteten, wie er es verlangte.