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Möge sie es freundlich aufbewahren, und meiner mit
Freundschaft und Liebe eingedenk sein, wenn die Pflicht
mich aus ihren gastlichen Mauern gerufen hat.“
Mit dankenden Worten erkannten die Nürnberger
Senatoren die fürstliche Gabe, und schon wollten die
Gäste sich entfernen, da erhob sich der alte kaiserliche
Obrist Ranft, ein rauher, aber gemüthlicher Kriegsmann,
und sprach mit seiner tiefen Kommandostimme also:
„Noch ein Wort, meine Herren, ehe wir auseinander—
gehen. In wenig Tagen, werthe Kriegsgenossen und
Kameraden, sind wir in alle Welt zerstreut und werden
uns wohl nicht so leicht wieder begegnen, zum Heile
Europas am allerwenigsten gewaffnet und gerüstet zu
kriegerischem Thun. Wie wir beisammen stehen, kaiser—
lich und schwedisch, schwuren wir doch Alle zu einer
Fahne, zu der der Viktoria. Lasset uns darum vor
unserer Trennung einen festlichen Umzug halten in
diesem Saal, und es sei das letzte kriegerische Manbver,
das wir ausführen.“ Die bärtigen Krieger stimmten
ein in den Vorschlag des Veteranen und rasch hatten
sich in buntem Gemische die Generale und Obristen
aller Länder aufgestellt, die mächtigen Pallasche an
der Seite und das massive Faustrohr am Gürtel,
das sie theils gar nicht abgethan beim Bankette, theils
—DD
die Heimkehr. Und heiter beorderte der alte wein—
fröhliche Krieger die Trompeter und Pauker, einen
munteren Kriegsmarsch aufzuspielen; bald ertönte in
kräftigen Klängen die soldatische Weise und unter
fröhlichem Lachen umkreiste der Zug der derben Kriegs—
männer dreimal den Saal. — Da fesselte ein kräftiges
„Halt“ die Reihen und der Alte fuhr fort: „Das war